Also, ich will ja nicht drängeln. Aber selbst am dritten Tag nach meiner Bitte an die Pressestelle der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, mich doch bitte einmal zurückzurufen, ist immer noch nichts passiert. Nun muss man nicht glauben, dass es da etwa um etwas Hochbirisantes geht und die Grünen die Sache lieber aussitzen würden. Nein, ich wollte am vergangenen Dienstag nur die Pressemitteilung haben, die es zur Vorstellung des „Zukunftpaktes für den Öffentlichen Dienst“ gegeben hatte. Bei der ersten Anfrage, die zugegebenermaßen nicht von mir persönlich kam, hieß es, die Mitteilung würden nur diejenigen bekommen, die auch zur Pressekonferenz erschienen seien. Ansonsten müsse man sich bis zum nächsten Tag gedulden. Dann werde die Pressemitteilung ins Netz gestellt. Da wollte ich dann doch noch einmal nachfragen, ob dem tatsächlich so sei. Leider war die dafür zuständige Referentin aber nicht an ihrem Platz, so dass ich, wie schon erwähnt, um Rückruf bat. Und der steht, siehe oben, immer noch aus. Aussteht auch noch, dass jemand die ominöse Pressemitteilung online stellt. Aber vielleicht haben sich die Grünen die Sache ja noch einmal anders überlegt. Denn die in einigen Medien zu lesenden Forderungen nach mehr Personal, besserer Bezahlung und modernerer IT-Technik sind so einzigartig, dass sie sich mehr oder weniger identisch bei allen anderen Berliner Parteien wiederfinden. Das kann man, ohne gehässig zu sein, auch als Luftnummer bezeichnen. Wenn den Grünen bei ihren Anbiederungsversuchen an die SPD nichts Besseres einfällt, dann gute Nacht, Marie! Das grenzt ja schon an die Ideenlosigkeit der CDU, die sich da ganz an das Niveau ihres sozialdemokratischen Koalitionspartners angepasst hat. Wir Berliner können uns da schon fast leidtun. Denn wenn man nicht gerade Die Linke auf der einen Seite oder diese AfD auf der anderen Seite wählen will, dann bleibt bei der anstehenden Abgeordnetenhauswahl nicht mehr viel. Die Piratenpartei hat sich ja irgendwie selbst zerlegt. Und die übrigen 26 Parteien, die vom Landeswahlausschuss zugelassen worden sind, sind in der Mehrzahl nicht gerade der Brüller. Oder wer mag schon sein Kreuz machen für „Die Violetten – für spirituelle Politik“ oder die „Menschliche Welt, für das Wohl und Glücklichsein aller“. Das klingt noch nicht einmal verlockend. Bleibt also nur, ob es einem nun passt oder nicht, die FDP. Die hat sich nach ihrem Wahldebakel 2011 mit 1,8 Prozent in letzter Zeit ganz schön gemausert und wartet in Umfragen wieder mit Werten bis zu 6 Prozent auf. Bei einer sicherlich nicht repräsentativen Online-Abstimmung des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) votierten sogar sage und schreibe 35,1 Prozent der Mitglieder für die Liberalen. Verwundern kann das nicht. Denn es vergeht kaum ein Empfang in dieser Stadt, auf dem nicht die FDP als im Abgeordnetenhaus wieder dringend benötigte politische Kraft bezeichnet wird. Wenn Spitzenkandidat Sebastian Czaja angesichts des aktuellen Höhenfluges seiner Partei weiter Bodenhaftung behält und es ihm gelingt, auch seine liberalen Mitstreiter auf dem Teppich zu halten, dann könnte es am 18. September mit der FDP in der Tat etwas werden. Was soll ich sagen? Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Oder anders ausgedrückt: Das wird für die Liberalen noch ein hartes Stück Arbeit. Denn geschenkt bekommt man in diesem Geschäft nichts.
Mit diesem Motiv geht die Berliner FDP in den Wahlkampf.