Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um Küchengerüchte zum Thema zweifelhafte Lebensmittel.

Heute vor einer Woche ist im Berliner Tagesspiegel ein Artikel von Ariane Bemmer erschienen, der es – ernährungstechnisch gesehen – in sich hatte. “Gans, ganz schlimm!”, lautete die Überschrift über den Zeilen, die einem wahrlich zu denken geben. So stellt die Autorin fest, dass an fast jedem Lebensmittel inzwischen Fragen, gewichtige Fragen hängen: “Die Bananen, wer hat sie gepflückt, ein geknechteter Mitarbeiter oder ein fair bezahlter? Die Nudeln. Ist Ei drin? Überhaupt das Ei! Wie chiffriert man ein glückliches Huhn? Kratzte es nur mal kurz mit der verkrüppelten Zehe über den Boden, oder lebte es draußen? Wurden die Brüder der Hühner, deren Eier zum Verkauf stehen, gleich nach dem Schlüpfen getötet, weil sie nie Eier legen werden? Und wenn ja, wie? Genickbruch? Schreddermaschine? Und die Tomatensoße? Gewächshausmonokulturen und Eukalyptusbaumsterben in Südspanien? Die Gewürzgurken in der Hand? Bio oder Marke Spreewald, weil aus der Gegend – oder wie war das mit den Regionalzuschreibungen? Salami, Schinken, Wurst? Tierquälerische Haltungsbedingungen? Geschwollene Gelenke, Antibiotika? Und Milch? Euterentzündung, Ställe ohne Frischluft, Anbindehaltung? Lebkuchen, Schokoweihnachstmänner? Billiges Palmöl, gerodete Regenwälder? Gänsebraten? Polnischer Mastbetrieb? So etwas will doch niemand wirklich essen! Warum liegt das Zeug da rum?” Angesichts dessen kann man verstehen, wenn die Autorin resignierend feststellt: “Das ist doch alles offensichtlich falsch. Und gleichzeitig scheint es unumkehrbar zu sein. Warum ist das so? Wieso hat das niemand verhindert? Und warum tut jetzt niemand etwas?” Selbst Hoffnungsschimmer bringen sie nicht weiter: “Ein paar Korrekturen gibt es inzwischen längst. Bio-Siegel und –Märkte sprießen wie Pilze im Herbst, aber schon schreien die Ersten: Betrug, auch alles nur halbgut! Und so werden einfach nur die Fragen an die Waren immer zahlreicher, statt dass es mal überzeugende Antworten geben würde.” Was soll ich sagen? Ich kann Ariane Bemmer nur zustimmen, wenn sie abschließend schreibt: “Warum kann man in Deutschland nach einem 8750 Kilometer entfernten Reaktorunfall den Ausstieg aus der Kernenergie dekretieren, aber nicht aus naheliegenden Gründen – wir essen das! – zweifelhafte Lebensmittel verbieten? Mich regt das auf.”

PS: Leider steht der Artikel nicht online, so dass ich ihn nicht verlinken kann. Es hätte sich wirklich gelohnt.

IMG_0502Gute oder zweifelhafte Lebensmittel: Das ist hier die Frage. Frisch jedenfalls sehen sie aus.

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Ein Gedanke zu „Gerüchteküche-Küchengerüchte

  1. Das können wir doch recht einfach beantworten. Wir haben jahrelang das gekauft was günstiger angeboten wird. Aldi war doch früher sehr beliebt, als es noch keine Bio-Läden gab. Und wenn wir Leistung mit vergleichen, dann schauen wir immer noch wo der Pries für gleiche Leistung niedriger liegt. Das haben wir im Blut und genau deshalb wird es diese Tierhaltung und Landwirtschaft weiterhin geben. Tatsächlich sind es nur wir, die Endkunden, die hier etwas ändern können und ich bin gerne dabei.

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