Wer in Berlin im Straßenverkehr unterwegs ist, der weiß, dass das etwas mit archaischem Überlebenskampf zu tun hat. Erst dieses Wochenende wieder hat Opa jemanden in einer 30er-Zone erlebt, der mit geschätzten 80 km/h durch die Straße gebrettert ist. Da war ich nur froh, dass meine Enkelkinder nicht in der Nähe waren. Der Fahrer, das muss man so sagen, war ein Rotzlöffel und dürfte seinen Führerschein noch nicht lange gehabt haben. Und das ist dann auch schon das größte Problem. 18- bis 24-jährige Fahranfänger haben das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr und werden im Vergleich zu erfahreneren Autofahrern mit deutlicher Mehrheit als Hauptverursacher eingestuft. So haben es ADAC und DEKRA gerade mitgeteilt und für ihr Fahrsicherheitstraining geworben, dass sie jungen Fahranfängern, die ihren Führerschein bei DEKRA in der Hauptstadt erworben haben, kostenlos anbieten. Und in der Tat ist es so, dass im Rahmen eines solchen Trainings Situationen durchgespielt werden können, wie es in der Fahrschule und im täglichen Straßenverkehr nicht möglich ist. Ich selber habe das vor Jahren in einem Fahrsicherheitstraining erfahren. Man kann es sich eben nicht vorstellen, wie die Kräfte wirken, wenn man es nicht selbst erlebt hat. In Zahlen ausgedrückt stellt sich das so dar: Wer mit Tempo 50 km/h unterwegs ist, statt – wie z.B. in einer verkehrsberuhigten Zone – mit Tempo 30 km/h, hat einen mehr als doppelt so langen Anhalteweg. Wo das 30 km/h schnelle Fahrzeug bereits steht, hat bei dem 50 km/h schnellen Fahrzeug das Abbremsen noch nicht einmal begonnen. Da es bereits bei einem Aufprall ab 38 km/h zu tödlichen Verletzungen kommen kann, weiß man, was das bedeutet. Was soll ich sagen? Ich kann nicht verstehen, dass das Angebot von ADAC und DEKRA so wenig angenommen wird. Gerade für die Fahranfänger wären die Erfahrungen aus einem solchen Fahrsicherheitstraining so wichtig und würden gewiss den einen oder anderen Unfall verhindern helfen. Und sie würden bei dem einen oder anderen Fahranfänger vielleicht verhindern, dass er sein Leben lang mit der Hypothek belastet ist, einen anderen Menschen getötet zu haben.