Ziemlich schräg (3)

Berlin ist ja berühmt wie berüchtigt dafür, ziemlich schräg zu sein. Aber, man glaubt es kaum, auch andernorts gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, bei denen man entweder fassungslos den Kopf schütteln oder sich nur noch scheckiglachen kann. Ein Beispiel habe ich aus dem Urlaub mitgebracht. In Rothenburg ob der Tauber haben wir in einem Süßwarengeschäft ein Schild im Schaufenster entdeckt, das doch zu denken gibt. Jedenfalls wird darum gebeten: Bitte nicht am Personal lecken! Was soll ich sagen? Ich weiß ja nicht, was Menschen in Rothenburg ob der Tauber so in der Regel alles machen. Aber auf die Idee, das Personal anzuknabbern, muss man auch erst einmal kommen.

Die Weltköche zu Gast im Ikarus

Von Alex Atala aus dem D.O.M. in Sao Paulo bis zu Jin Jie Zhang aus dem Green T. House in Peking – über 200 Sterneköche aus der ganzen Welt haben sich mittlerweile im Ikarus im Hangar 7 in Salzburg die Kochlöffel in die Hand gegeben. Seit 2003 geht das schon so und seit 2014 wird diese einmalige Erfolgsgeschichte von einem Buch begleitet, das unter dem Titel “Die Weltköche zu Gast im Ikarus” einmal jährlich – wie es im Untertitel heißt, “außergewöhnliche Rezepte und wegweisende Chefs im Porträt” präsentiert. War es anfangs noch Roland Trettl, der unter der Schirmherrschaft von Eckart Witzigmann als Chefkoch die Verantwortung trug, ist es seit 2014 Martin Klein, der das Zepter schwingt. Und nun erscheint Band 8 dieser Dokumentation der weltweiten Haute Cuisine. So wie das Küchenkonzept im Ikarus über all die Jahre gleich geblieben ist, ist auch die Konzeption des Buches unverändert geblieben. Nur in Nuancen und der Gestaltung hat sich an der einen und der anderen Stelle immer wieder etwas geändert. Der Konstanten “Qualität” indes hat das keinen Abbruch getan. Das gilt sowohl für die hochwertige Aufmachung und das exzellente Material sowie die eindrucksvollen Bilder und die gelungenen Texte, vor allem aber die Beschreibung der Zutaten und Rezepte, die in ihrer Detailtiefe ihresgleichen suchen. Insofern ist es auch für Hobbyköche durchaus möglich, das eine oder andere Gericht oder zumindest Teile davon nachzukochen, auch wenn diese alle ausgesprochen anspruchsvoll sind. Was soll ich sagen? Dieser achte Band ist – wie all seine Vorgänger auch – wieder einmal eine im wahrsten Sinne des Wortes Sternstunde für alle begeisterten Köche.

Uschi Korda und Martin Klein, Die Weltköche zu Gast im Ikarus
PANTAURO, Elisabethen, 2022, 344 Seiten, 69,95 Euro, ISBN 978-3710500602

Wider dohoi

Zwei Wochen Urlaub sind vorbei. Oma und ich waren – wie man im Allgäu sagen würde – wider dohoi (wieder daheim). Dabei wurden wir von unseren Fischinger Freunden wieder so herzlich aufgenommen, als wären wir nie weggewesen. Auch unsere Enkel, die uns in der ersten Woche Gesellschaft geleistet haben, waren von den dortigen Kindern bereits sehnsüchtig erwartet worden. Und diese Generation ist mittlerweile schon die fünfte, in der unsere beiden Familien miteinander befreundet sind. Auch wenn unsere Ferienwohnung nicht in Fischen sondern in Schöllang am Fuße des Rubihorns gelegen ist, so tat das unserer Verbundenheit mit meiner zweiten Heimat keinen Abbruch, zumal auch unsere Vermieter es an Herzlichkeit nicht mangeln ließen. Umso irritierter war ich aber auch, als ich von einer Schnapsidee erfuhr, die zwar schon einige Jahre her, dafür aber umso unsinniger war. Danach sollte sich nach dem Willen einer Tierrechtsorganisation „Fischen“ in „Wandern“ umbenennen. Zunächst dachte ich ja, das sei ein Witz. Aber eine kurze Recherche ergab, dass das tatsächlich deren Ernst gewesen ist. Begründet wurde die Forderung seinerzeit damit, dass der Ortsname für ein grausames Hobby stehe und daher für eine so schöne Gemeinde nicht länger tragbar sei. “Wir sehen keinen Anlass, unseren Ortsnamen zu ändern“, lautete die prompte Antwort des Bürgermeisters, der darauf verwies, dass der Ort den Namen bereits seit 1791 trage. Was soll ich sagen? Da fällt mir nur ein Allgäuer Spruch aus dem Jahre 1958 ein: „A bissele dumm isch am End jeder, aber so dumm wie mancher isch doch koiner.“

Fischen im Allgäu – meine zweite Heimat – und noch ein paar Sehnsuchtsbilder:

Ziemlich schräg (2)

Berlin ist ja berühmt wie berüchtigt dafür, ziemlich schräg zu sein. Es ist fast unmöglich, sich durch die Stadt zu bewegen, ohne etwas zu sehen, bei dem man entweder fassungslos den Kopf schütteln oder sich nur noch scheckiglachen muss. Auch für heute habe ich ein schönes Beispiel gefunden. Dabei ist dieses Phänomen in den USA schon  länger bekannt. Etwa seit den 90er-Jahren hängen dort Schuhe in Bäumen, weil sich die Menschen, die sie dort hingeworfen haben, Glück erhoffen. Jedenfalls wollen einige, die sich mit diesem Brauch beschäftigen, herausgefunden haben, dass man mit dem Wegwerfen der Schuhe auch gleich seine Sorgen von sich gibt. Was soll ich sagen? Damit würde dieser Brauch wie die Faust aufs Auge zu Berlin passen. Sorgen sind hier absolut out. Oder wie haben es die Berliner Verkehrsbetriebe zusammengefasst: Is mir egal. Dit is Berlin!

Hinter der Bühne – Teil 1

Sicherlich hätte es ein paar Protagonisten in dieser Angelegenheit besser ins Konzept gepasst, wenn dieser Artikel nicht in einer namhaften Zeitschrift erschienen wäre. Doch nun ist es geschehen. Und seit dem Wochenende kann man auch auf der Webseite von Berlin vis-à-vis, dem Magazin für Stadt|Entwicklung, nachlesen, welche Gedanken ich mir zu dem Umstand gemacht habe, dass das Landesdenkmalamt Berlin das Wohnquartier an der Wilhelmstraße in Mitte unter Denkmalschutz gestellt hat. Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Gar nichts. Die Langfassung, die ich nur empfehlen kann, lässt tief blicken. Dem aufmerksamen Beobachter bzw. Leser wird dabei nicht entgehen, dass bei dieser Sache, wie sollte es in der deutschen Hauptstadt anders sein, viel Politik im Spiel ist – sicherlich nicht die große internationale oder nationale Politik, sondern eher eine provinzielle und miefige Stadtpolitik, die gerne nichtöffentlich und im Hintergrund ihre Fäden spinnt. Ich will an dieser Stelle noch nicht alles verraten, aber es verschlägt einem schon die Sprache, wenn man Gewahr wird, was da so alles hinter der Bühne abläuft. Was soll ich sagen? Es ist bemerkenswert, wie sicher sich die handelnden Personen offensichtlich wähnen und wie selbstverständlich da gemauschelt wird. Der Rest dieser Geschichte jedenfalls liest sich wie ein Krimi. Fortsetzung folgt.

Ziemlich schräg (1)

Ich weiß, ich habe meinen Blog in den letzten Wochen arg vernachlässigt. Aber immer, wenn ich dann mal wieder in die Tasten greifen wollte, war irgendetwas anderes – vermeintlich Wichtigeres. Wie heißt es so schön: Erstens kommt es, zweitens anders und drittens als man denkt. Aber ich gelobe Besserung! Dafür habe ich mir auch etwas Besonderes ausgedacht. Berlin ist ja berühmt wie berüchtigt dafür, ziemlich schräg zu sein. Es ist fast unmöglich, sich durch die Stadt zu bewegen, ohne etwas zu sehen, bei dem man entweder fassungslos den Kopf schütteln oder sich nur noch scheckiglachen muss. Und heute fange ich damit an. Was soll ich sagen? Dit is Berlin!

Die Energiebündlerin

Der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat nicht nur in der Politik eine Zeitenwende eingeläutet. Auch im Leben vieler Deutscher – vom Leben der geschundenen Menschen in der Ukraine will ich gar nicht reden – wurde durch diesen Krieg ein neues Kapitel aufgeschlagen. Über den Mulinarius aus der Hauptstadtregion, der seit des ersten Kriegstages seine Bilder in Blau und Gelb färbt, habe ich hier schon geschrieben. Heute nun will ich über Elke Tonscheidt aus Köln berichten, mit der ich seit etlichen Jahren freundschaftlich verbunden bin. Dieses Energiebündel, das sich dabei vor allem als Energiebündlerin versteht, hat ihr großes Herz noch weiter geöffnet und vorübergehend in ihrem Haus Platz gemacht für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Das Tagebuch, das sie über ihr Leben mit Oksana und Vera angelegt hat, ist nicht nur ein herzzerreißender Erlebnisbericht, sondern auch ein beeindruckendes Zeitdokument, dessen Wert erst mit den Jahren sichtbar werden wird. Was soll ich sagen? Dass Elke den ersten Eintrag in ihrem Tagebuch ausgerechnet  mit dem Foto von einem der Freundschaftsbändchen illustriert hat, die Oma in Blau und Gelb geknüpft hat und die wir als Solidaritätszeichen unters Volk gebracht haben, mag Zufall sein. Besser gefällt mir allerdings der Gedanke, dass dies vielleicht ein Zeichen ist, wie groß die Seelenverwandtschaft zwischen Elke und mir mittlerweile geworden ist.

Der erste Eintrag in Elkes Tagebuch über ihr Leben mit Oksana und Vera.

Der Mulinarius

Das Leben kann schon mal hart sein. Bei Wilhelm Busch liest sich das dann so:

„Aus der Mühle schaut der Müller,
    Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
    Und die Mühle stehet still.

So gehts immer, wie ich finde,
    Rief der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlts am Winde,
    Hat man Wind, so fehlt das Korn.“

Und in der Tat läuft’s nicht immer rund im Leben. Doch, so weiß es auch ein altes chinesisches Sprichwort: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ Zu denen, die in solchen Zeiten Windmühlen bauen, gehört auch der Mulinarius, den ich nun schon seit fast 20 Jahren kenne, mehr noch, man könnte auch sagen, mit dem ich befreundet bin. Matthias Müller, wie er mit richtigem Namen heißt, ist einer dieser Menschen, die sich mit ihrem Schicksal eben nicht einfach so abfinden, sondern sich ergebende Chancen beim Schopfe packen und etwas daraus machen. Jüngstes Beispiel ist das, was er aus seinem Hobby heraus entwickelt hat. Hatte er bis zum 23. Februar dieses Jahres regelmäßig seine Fotos über die sozialen Netzwerke veröffentlich, war auch für ihn der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Zäsur, die sich nunmehr in seinen Bildern widerspiegelt. Seitdem färbt er seine Bilder in Gelb und Blau. Später, wenn der Krieg vorbei ist, will er diese Bilder verkaufen. Parallel dazu plant er eine Ausstellung mit Ausdrucken und ein Bildband mit allen Bildern. Die Bildbände sollen parallel auf den Ausstellungen verkauft werden. Und die Bilder dann irgendwo später als NFTs für einen guten Zweck versteigert werden. Was soll ich sagen? Nie war eine Metapher zutreffender als hier: Ein Bild sagt mehr tausend Worte.

Enkel wollen Opa umlegen

Aktuell gibt es bei meinen Enkeln nur ein Thema: Schaffen wir es dieses Jahr, Opa umzulegen? Keine Angst, meine beiden Buben trachten mir nicht nach dem Leben. Vielmehr beschäftigt sie die Frage, ob sie bei unserem gemeinsamen Sommerurlaub in der Lage sein werden, Opa im Schwimmbad im Wasser von den Beinen zu holen und – eben – umzulegen. Und die von unserem jüngsten Enkel gewählte Wortwahl ist sogar vom Duden gedeckt. Unter 2.a) heißt es: “der Länge nach auf den Boden, auf die Seite legen”. Die Ausdrucksweise passt also. Man darf gespannt sein. Was soll ich sagen? Ich persönlich hoffe ja, dass ich es dieses Jahr noch einmal schaffen werde, die jungen Burschen im Zaum zu halten. Denn ich befürchte, ab nächstem Jahr habe ich keine Chance mehr. Alles hat seine Zeit.

Foto: Conmongt/Pixabay