Bayerisch eben

In Bayern gehen die Uhren einfach anders. Das haben wir jetzt wieder bei unserem Aufenthalt im Allgäu feststellen können. Nur ein paar Beispiele: Da gibt es in Sonthofen – anders als in Berlin – ein flächendeckendes freies WLAN, auf dem Nebelhorn hat man – anders als in Berlin – einen einwandfreien Handyempfang mit voller Balkenzahl und im öffentlichen Freibad in Fischen kommt die Badeaufsicht – anders als in Berlin – noch dazu, das Wasser zu fegen. Aber damit nicht genug. Auf der Grasgehren-Hütte in 1.447 Metern Höhe ist sogar die Selbstbedienung „sehr nett“. Was soll ich sagen? Ich versuch’s mal mit den Worten der BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH: „Bayern ist da, wo die bayerische Lebensfreude zu Hause ist. Wo Deutschland sich gar nicht mehr typisch deutsch anfühlt, sondern irgendwie gemütlicher, heiterer, unbeschwerter. Bayerisch eben.“ Oder wie hat es der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog 1998 auf den Punkt gebracht: Laptop und Lederhose.

Wider dohoi

Zwei Wochen Urlaub sind vorbei. Oma und ich waren – wie man im Allgäu sagen würde – wider dohoi (wieder daheim). Dabei wurden wir von unseren Fischinger Freunden wieder so herzlich aufgenommen, als wären wir nie weggewesen. Auch unsere Enkel, die uns in der ersten Woche Gesellschaft geleistet haben, waren von den dortigen Kindern bereits sehnsüchtig erwartet worden. Und diese Generation ist mittlerweile schon die fünfte, in der unsere beiden Familien miteinander befreundet sind. Auch wenn unsere Ferienwohnung nicht in Fischen sondern in Schöllang am Fuße des Rubihorns gelegen ist, so tat das unserer Verbundenheit mit meiner zweiten Heimat keinen Abbruch, zumal auch unsere Vermieter es an Herzlichkeit nicht mangeln ließen. Umso irritierter war ich aber auch, als ich von einer Schnapsidee erfuhr, die zwar schon einige Jahre her, dafür aber umso unsinniger war. Danach sollte sich nach dem Willen einer Tierrechtsorganisation „Fischen“ in „Wandern“ umbenennen. Zunächst dachte ich ja, das sei ein Witz. Aber eine kurze Recherche ergab, dass das tatsächlich deren Ernst gewesen ist. Begründet wurde die Forderung seinerzeit damit, dass der Ortsname für ein grausames Hobby stehe und daher für eine so schöne Gemeinde nicht länger tragbar sei. “Wir sehen keinen Anlass, unseren Ortsnamen zu ändern“, lautete die prompte Antwort des Bürgermeisters, der darauf verwies, dass der Ort den Namen bereits seit 1791 trage. Was soll ich sagen? Da fällt mir nur ein Allgäuer Spruch aus dem Jahre 1958 ein: „A bissele dumm isch am End jeder, aber so dumm wie mancher isch doch koiner.“

Fischen im Allgäu – meine zweite Heimat – und noch ein paar Sehnsuchtsbilder:

Einfach mal raus

Das war endlich mal wieder so etwas Ähnliches wie ein Urlaubserlebnis. Meine Frau und ich haben uns anlässlich meines Geburtstages für zweieinhalb Tage aus dem Alltag zurückgezogen, sind ins brandenburgische Bad Saarow entschwunden und haben dort unsere Seelen baumeln lassen. Am Freitagvormittag ging’s ab in Richtung Scharmützelsee, an dem wir uns in dem Spa-Hotel Esplanade einquartiert haben. Das Hotel sei insofern besonders hervorgehoben, als es meinen Geburtstag am Samstag zum Anlass nahm, mir eine Geburtstagstorte aufs Zimmer zu stellen. Abgesehen von der netten Geste, hat das Teil auch ausgesprochen gut geschmeckt. Und da meine Frau bekanntermaßen nicht so süß veranlagt ist, entfiel der größte Batzen auf mich. Das Highlight überhaupt aber war unser Abendessen am Samstag, das mir meine Kinder geschenkt haben. Auf Empfehlung unserer Ältesten und nach entsprechender Reservierung dinierten wir im AS am See – ein, wie der Guide MICHELIN schreibt – einladender, freundlicher Mix aus Vinothek und Bistro. Nach dem Essen allerdings würde ich das AS als veritables Restaurant bezeichnen, dessen Küche durchaus noch mehr kulinarische Anerkennung verdient hätte. Es wäre jetzt gemein, das Menü zu beschreiben, zumal es so auch nicht mehr angeboten wird. Ich kann nur sagen: Es war einfach nur köstlich und von einer derartigen Raffinesse, dass ich mich nicht erinnern konnte, wann ich das letzte Mal außer Haus so gut gegessen habe. Besonders wohl gefühlt haben sich meine Frau und ich alleine schon deshalb, weil das AS genau so konzipiert ist, wie das kleine Restaurant, von dem wir – oder besser gesagt: vor allem ich –  immer geträumt habe: Eine überschaubare Anzahl von Plätzen, keine Karte – gegessen wird, was auf den Tisch kommt – und dazu noch eine Weinbegleitung, wobei man natürlich auch etwas anderes bestellen könnte. Was soll ich sagen? Die Reise nach Bad Saarow hat sich mehr als gelohnt und erneut gezeigt, dass man einfach hin und wieder mal raus muss. Und wenn man dann noch Menschen wie Birgit und Andreas Staack begegnet, die den eigenen Traum so liebevoll ausleben, dann fühlt man sich wie auf einer kulinarischen Wolke im siebten Gourmethimmel.

Das ganze Allgäu ruft

Der Berg ruft. Das hörte schon Luis Trenker. Bei mir allerdings ruft nicht nur der Berg, sondern gleich das ganze Allgäu. Auch in diesem Jahr ertönte der Ruf. Und so sind Oma und ich samt unserer beiden Enkel wieder dort gelandet, wo wir bereits im vergangenen Jahr waren und alleine schon die Aussicht Erholung verspricht.

Und natürlich sind wir auch wieder auf den Spuren meines Opas gewandelt. Aber in diesem Jahr haben wir die Bilder (fast) genau an der Stelle gemacht, an dem das Foto von meinem Großvater und mir entstanden ist.

Unsere älteste Tochter kommentierte die Bilder lakonisch mit den Worten: “Früher waren Großväter eleganter gekleidet.” Touché! Aber anno 2020 gilt: Urlaub ist Urlaub. Und ob mein Großvater mit mir auch auf einen Gipfel in 1665 Metern Höhe gelaufen ist, kann ich mich nicht erinnern. Wenn er gewusst hätte, welches Panorama sich dort oben einem bietet, hätte er es sicher getan.

Unseren Enkeln jedenfalls haben alles wieder – wie schon im Vorjahr – in vollen Zügen genossen. Dazu gehörte natürlich auch die bayerische Küche, die von der einfachen Brotzeit bis zu Allgäuer Kässpatzen reichte. Dass die Kässpatzen vom Brett geschabt waren, versteht sich von selbst.

Als die beiden Buben von ihren Eltern wieder abgeholt worden waren, haben Oma und ich uns erst einmal ziemlich einsam und verlassen gefühlt. Aber uns blieben die Allgäuer Berge und deren Schönheit. Was soll ich sagen? Was Guets isch nie schleacht.

Auf den Spuren meines Opas

Alles wiederholt sich nur im Leben,
Ewig jung ist nur die Phantasie;
Was sich nie und nirgends hat begeben,
Das allein veraltet nie!

So lauten die vier letzten Zeilen von Friedrich Schillers Gedicht “An die Freunde”. Ich will dem großen deutschen Dichter und Denker ja nicht widersprechen, aber nach meiner unmaßgeblichen Meinung kann man darüber durchaus streiten. Denn veraltet ist Bergwandern noch lange nicht, ganz im Gegenteil: Es ist angesagt wie schon lange nicht mehr. Jedenfalls sind unsere beiden Enkel wacker mit uns durchs Allgäu gestiefelt, so, wie es mein Großvater schon mit mir gemacht hat. Allerdings waren angesichts der Tatsache, dass sie heute schon ein paar Jährchen älter sind, als ich es seinerzeit war, unsere Touren etwas weiter und umfangreicher gewesen. Entsprechend ausgerüstet sind wir am Fuße des Rubihorns gewandert, vom Söllereck hinab gestiegen, am Gipfelkreuz des Nebelhorns gewesen, haben am Heuberg Brotzeit gemacht und den Gipfel des Fellhorns erklommen. Für eine Woche ein sportliches Programm, das nachmittags mit einem Besuch des Fischinger Freibades belohnt wurde. Und die Sonne strahlte mit uns um die Wette. Was soll ich sagen? Als Allgäuer soag I: Mei isch des schea wenn’s schea isch!

Puh! Ganz schon heiß!

Die Hitzewelle rollt über Deutschland und hat jetzt auch die Terrasse von Oma und Opa erreicht. 31 Grad zeigte gestern Nachmittag das Thermometer im Schatten und sage und schreibe 47 Grad in der Sonne – gemessen auf einem Tisch mit weißer Tischdecke. Was soll ich sagen? Puh! Ganz schon heiß! Wie früher im Urlaub in Spanien. Lassen Sie es also ruhig angehen.

Wenn der Hahn kräht …

Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich’s Wetter oder es bleibt, wie’s ist. Ungeachtet dieser Wetterweisheit muss man heute feststellen: Das Wetter ist totaler Mist! Jedenfalls legt der Sommer eine ziemlich lange Pause ein. Statt Sonne gibt es Regen satt, so dass der Urlaub auf Terrassien mehr oder weniger ins Wasser fällt. Was soll ich sagen? Einen Vorteil hat das Ganze ja: Man muss nicht so viel sprengen – und der Schreibtisch wird auch noch leerer.

SommerpauseWasser gibt es in dieser Woche genug von oben. Wo hat sich der Sommer versteckt?

Es ist eure Entscheidung …

Ihr habt noch keinen Urlaub gemacht und habt auch noch keine Idee, wo ihr ihn machen wollt!?! Da kann Opa helfen: Denn wenn ihr Lust auf einsame Bauernhöfe, singende Bauern, rufende Berge, tanzende Hexen und Zauberer, schmusende Schafe, auf Schultern sitzende Fische, Sandburgen zertretende Eisverkäufer und in den Straßen tanzende und singende Menschen mögt, dann hätte ich was für euch. Aber ihr müsst die Katze nicht im Sack kaufen. Ich habe da ein Werbefilmchen gefunden, das unter dem Titel “Urlaub in Niedersachsen. Anders als du denkst!” für das nördliche Bundesland wirbt. Und danach entscheidet ihr ganz allein, soll es Niedersachsen sein:

Ihr seid euch noch nicht sicher, ob ihr wirklich auf Telefon und Internet verzichten wollt? Kann ich irgendwie verstehen. Ich hätte da übrigens noch eine Alternative:

Was soll ich sagen? Niedersachsen oder Berlin: Das ist hier die Frage. Ich weiß, dass einem die Entscheidung da schwer fällt. Aber vielleicht kann ich ja mit zwei kleinen Hinweisen für Berlin punkten: Also, den Kinderspielplatz bei 0:39 Minuten und die Curry-Wurst bei 0:47 Minuten fand ich ziemlich überzeugend. Aber es ist eure Entscheidung …

Gelungene „Verschickung“

Unsere Kinder verwöhnen uns schon sehr. Regelmäßig schenken sie uns Reisen, die uns bereits nach Kopenhagen, Rom und London geführt haben. Jetzt war es Prag, wohin Oma und Opa „verschickt“ wurden. Und auch dieses verlängerte Wochenende war wieder toll und rundum gelungen. Dass viele Menschen so von der tschechischen Hauptstadt schwärmen, kann man verstehen. Die goldene Stadt strahlt einen Charme aus, dem man sich nicht entziehen kann. Das schließt übrigens die Prager mit ein, die sich durch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auszeichnen. Man ist es von Berlin nicht unbedingt gewohnt, dass in U- oder Straßenbahn Jüngere für Ältere aufstehen und das auch noch ungefragt und ganz selbstverständlich. Oder dass man, wenn man Hilfe suchend umherschaut, angesprochen und gefragt wird: „Can I help you?“ All das hat die Zeit, die wir zwischen Hradschin, Kampa, Karlsbrücke, Wenzelsplatz, Altstädter Ring und Josefstadt verbracht haben, wie im Fluge vergehen lassen. Und es hat uns wieder einmal gezeigt, dass der Satz stimmt: Weltanschauung kommt von Welt anschauen. Was soll ich sagen? Ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Kinder, an die wir die ganze Zeit viel gedacht haben.

PS: Eine Anmerkung am Rande: Die Bahn war einmal mehr besser als ihr Ruf und auf Hin- wie Rückfahrt pünktlich.

IMG_0023 IMG_0139Blick entlang der Karlsbrücke über die Moldau, im Hintergrund erhebt sich der Hradschin (Bild l.), und am Ende der Brücke blickt man hinunter zum Kampa Park, in dem sich auch Oma und Opa, wie schon viele Prominente vor ihnen, ein Bier gegönnt haben (Bild r.).

Eine echte Wasserratte

Bei diesem Wetter – wir haben ein Omegahoch – ist es nicht leicht, im Büro aus- und durchzuhalten. Aber Oma und Opa sind da hart im Nehmen. Zumal wir hin und wieder das in der Nähe liegende Schwimmbad nutzen, um uns nach einem arbeitsreichen Tag im am Ende ziemlich aufgeheizten Büro wieder etwas abzukühlen. Das ist schon fast wie Urlaub. Und dass wir dort eine unserer Töchter mit ihrem Sohn treffen, ist natürlich kein Zufall. Der kleine Mann freut sich dann wie ein Kullerkeks, wenn er mit Oma und Opa ins Wasser kann. Da entpuppt sich unser Jüngster als echte Wasserratte, die von dem kühlen Nass gar nicht genug bekommen kann. Und mit seinen knapp zweieinhalb Jahren springt er in allen möglichen Eintauch-Varianten vom Beckenrand ins Wasser, als wäre das gar nichts. Was soll ich sagen? Wie der Vater, so der Sohn. Von Opa ganz zu schweigen …