Weißer Ritter gesucht

Es war einmal … beginnen viele Märchen und enden dann zumeist gut: … und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Doch die Geschichte, um die es heute geht, ist kein Märchen und wird auch nicht so enden, wenn kein Wunder geschieht. Die Rede ist vom Kindertheater Lichterfelde in Berlin, dem nach 21 Jahren und Hunderttausenden von kleinen und großen Besuchern jetzt das Aus droht. „Unser Dornröschen erwacht leider nicht mehr aus dem Schlaf. Der Grund in diesem Fall hat nur indirekt mit der kulturverderbenden Pandemie zu tun: Der Mietvertrag läuft zum September aus und kann nicht mehr verlängert werden“, heißt es auf der Webseite des Theaters an der Drakestraße, das bislang von Hans-Hermann Keune mit viel Herzblut Betrieb wurde und dem selbst Corona nichts anhaben konnte, da das Land in dieser Zeit Miete und Kosten trug. Und jetzt die Hiobsbotschaft. Doch ein paar Freunde des Theaters wollen nicht aufgeben und versuchen gerade, Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um diese einzigartige Theatergeschichte am 31. August nicht enden zu lassen. Gesucht wird eine Immobilie in Steglitz-Zehlendorf, in der das Theater seinen Betrieb ab September fortsetzen kann. Es geht um 75  Quadratmeter oder etwas mehr, was nicht viel ist für die Bretter, die die Welt bedeuten. Und bezahlbar sollten sie auch noch sein, denn Keune betreibt bzw. betrieb das Kindertheater ehrenamtlich. Von den Einnahmen, die mit sechs Euro Eintritt nicht gerade üppig ausfielen, zahlte er nur die Künstler. Den Kuchen, den er in seiner Freizeit buk, gab’s übrigens gratis für die Besucher dazu. Was soll ich sagen? Es wäre eine Tragödie, wenn Ende August tatsächlich symbolisch der letzte Vorhang fiele. Aber vielleicht findet sich ja doch noch ein weißer Ritter, der in letzter Sekunde rettend herbeieilt, damit es am Ende heißen kann: … und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

36,3 Mio. Kinder auf der Flucht

Heute ist Weltflüchtlingstag. Aus diesem Anlass hat die UNO-Flüchtlingshilfe zu einer Blogparade unter dem #WithRefugees eingeladen. Opa nimmt die Einladung wie letztes Jahr wieder gerne an und  will damit dazu beitragen, “dass wir gemeinsam eine deutliche Antwort gegen Hass und Vorurteile geben”, wie Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, es formuliert hat.

Denn es ist leider wahr: In Deutschland wird populistische Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht. Da geht es nicht um die Selbstverständlichkeit, dass sich alle an Recht und Gesetz zu halten haben. Das gilt für Deutsche wie für Ausländer, das gilt für Politiker wie für Flüchtlinge. Es geht darum, dass den Flüchtlingen droht, aufgrund der offensichtlichen Unfähigkeit des Staatsapparates im Räderwerk der Politik zerrieben zu werden. Und das haben sie nicht verdient – die schwarzen Schafe selbstredend ausgenommen.

Dies gilt um so mehr, wenn man sich die aktuelle Lage anschaut. Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie heute. Ende 2017 waren 68,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Das entspricht der Einwohnerzahl Frankreichs. Im Detail sieht das so aus:

  • Im Schnitt wird alle zwei Sekunden jemand auf der Welt zur Flucht gezwungen.
  • Zwei Drittel der Flüchtlinge kommen aus nur fünf Ländern: Syrien, Afghanistan, Südsudan, Myanmar und Somalia.
  • 53 Prozent der Flüchtlinge weltweit sind Kinder.
  • Weltweit ist jeder 110. Mensch auf der Flucht.
  • 85 Prozent der Flüchtlinge leben in Entwicklungsländern.

Was soll ich sagen? Ich bin sehr froh, dass meinen Kindern und Enkelkindern ein solches Schicksal erspart geblieben ist und sie am richtigen Ort auf dieser Welt geboren wurden. Die, die auf der Flucht sind, haben sich ihr Schicksal nicht ausgesucht. Insofern sollten wir sie nicht aus den Augen verlieren und dazu beitragen, dass die letzte Hoffnung sie nicht auch noch trügt.

Eine Möglichkeit zu helfen, gibt es: Die Petition des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen unterzeichen. Die richtet sich an die Regierungen der Welt und läuft so lange, bis ein globaler Flüchtlingspakt (Global Compact) unterschrieben wird. Mit einer Unterschrift kann man ein Zeichen für eine bessere Zukunft von Flüchtlingen setzen und für ein solidarisches internationales Vorgehen plädieren. Opa hat es schon getan. Worauf warten Sie also? Hier geht’s zur Petition.

Geschichte unseres Versagens

Unvorstellbar: 2016 starben weltweit 5,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren aus weitgehend vermeidbaren Gründen – das entspricht rund 15.000 Kindern am Tag, 640 Kindern pro Stunde, zehn Kindern pro Minute oder einem Kind alle sechs Sekunden.
Das jedenfalls ist Ergebnis des Reports „Levels & Trends in Child Mortality Report 2017“, den UNICEF im Auftrag der Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen zur Schätzung der Kindersterblichkeit (UN Inter-agency Group for Child Mortality Estimation, UN IGME) erstellt hat. „Hinter den nüchternen Zahlen verbirgt sich unendliches Leid von Kindern und unendlicher Schmerz von Eltern“, kommentiert Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland den Bericht, der jedem normal tickenden Menschen die Schamröte ins Gesicht treiben müsste. Was soll ich sagen? Da mich das wieder einmal ziemlich sprachlos macht, will ich den von mir geschätzten Herausgeber des Handelsblattes, Gabor Steingart, zu Wort kommen lassen, der heute in seinem Morning Briefing geschrieben hat: “Auch das zählt zu den Fluchtursachen, über die zu reden wäre: Die medizinische Versorgung in weiten Teilen der Welt ist katastrophal. Der Tod lauert in Pakistan, Nigeria, Äthiopien, im Kongo und Teilen von Indien keineswegs im Dunkeln, sondern steht in aufreizender Deutlichkeit direkt neben der Wiege der Neugeborenen. Diese Kinder brauchen keinen neuen Nationalismus in Europa und auch keinen Rechtsruck der CDU. Sie brauchen Medikamente, Krankenhäuser und danach Schulen und Lehrer. Ihre Eltern, die der kalten Präzision der UN-Todesstatistik durch Flucht zu entkommen versuchen, handeln aus Notwehr. Wenn die Hochleistungsmedizin des Westens nicht zu ihnen kommt, kommen sie zu ihr. So gesehen erzählt das Mittelmeer die Geschichte ihres Überlebenswillens und unseres Versagens.” Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

#WithRefugees: Hoffentlich hilft’s

Der Berg ruft ist ein deutscher Bergsteigerfilm aus den 30er Jahren, der die Ereignisse um die dramatischen Erstbesteigung des Matterhornes zuspitzt und in dem der legendäre Luis Trenker die Hauptrolle spielt. Später wurde der Filmtitel zu einem geflügelten Wort für die Freunde der Berge. Mittlerweile heißt es jedoch, der Berg ruft nicht mehr, sondern er kommt. Denn, die Temperaturen in den Alpen sind im letzten Jahrhundert doppelt so stark gestiegen wie im weltweiten Durchschnitt, so dass die Gletscher schmelzen und Felsstürze an der Tagesordnung sind. Ungeachtet aller Warnungen hat der Mensch Raubbau an der Natur betrieben, die sich jetzt rächst. Wie ein Déjà-vu wirkt da gerade das weltweite Flüchtlinsgproblem, das heute durch den Weltflüchtlingstag ins allgemeine Bewusstsein gerückt werden soll. Immerhin wird schon seit Jahren auf die Problematik hingewiesen, werden die Fluchtursachen wie Krieg, Hunger und Terror angeprangert. Doch getan hat sich nicht viel, um nicht zu sagen nichts. Man kann es auch anders formulieren: Die Flüchtlinge haben gerufen, vergeblich, jetzt kommen sie – wie der Berg, dessen Rufe ungehört verhallt sind. Was soll ich sagen? Opa beteiligt sich gerne an der Bloggerparade, die anlässlich des Weltflüchtlingstages quer über den Globus unter dem Hashtag #WithRefugees stattfindet. Vielleicht trägt es ja dazu bei, dass die Hilferufe doch noch gehört werden, die des Berges wie die der Flüchtlinge.

Ein Rettungsboot der italienischen Küstenwache nimmt auf dem offenen Meer Flüchtlinge an Bord. Auf der Mittelmeerroute sind nach Schätzungen seit dem Jahr 2000 über 30.000 Menschen ertrunken.                                                                    Foto: UNHCR/A. D‘Amato

„Fürchtet euch nicht“

Jetzt ist es also passiert, auch Deutschland ist Opfer eines großen Terroranschlages geworden. Bislang war es vermutlich eher Glück, das unser Land vor einem solch verheerenden Anschlag bewahrt hat. Insofern war es nur eine Frage der Zeit, wann die häßliche Fratze des Terrorismus auch hierzulande so deutlich zu sehen sein würde. Jetzt gilt zunächst unser aller Mitgefühl den Opfern und ihren Angehörigen. Was aber tun wir, wenn die Zeit der Trauer vorbei ist? Von der Beantwortung dieser hängt vieles, wenn nicht alles ab. Geben wir diffusen Ängsten nach, ändern unser Leben und nehmen alles und jeden Fremden in Sippenhaft, dann spielen wir genau denen in die Hände, die uns mit ihrem Terror einschüchtern wollen. Wir sind ein freie und aufgeklärte Gesellschaft, deren Stärke es ist, offen sowie mit Sinn und Verstand auf solche Herausforderungen zu reagieren. Das sind wir nicht zuletzt auch den Opfern von Berlin und anderswo schuldig. Was soll ich sagen? „Fürchtet euch nicht“, sagt der Engel zu den Hirten. „Siehe, ich verkündige euch große Freude.“ Die Weihnachtsbotschaft ist aktueller denn je.

Staatlicher Massenmord

Nikolaus hat heute Geburtstag. An sich ist das ja immer ein freudiges Ereignis. Aber heute dürfte der gute Mann, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in die Analen eingegangen ist, ganz gewiss ziemlich traurig sein. Denn keine 700 Kilometer Luftlinie von seinem Wirkungsort entfernt, nahezu auf dem selben Breitengrad, findet derzeit ein staatlich organisierter Massenmord statt, der einmal mehr die Abgründe menschlichen Seins sichtbar werden lässt und die Verlogenheit dieser Welt dokumentiert. Da werden seit Jahren eine Stadt und ihre Menschen in Schutt und Asche gelegt und vernichtet, ohne dass sich irgendwo auf diesem Globus auch nur nennenswerter Protest oder gar Widerstand regt. Dabei braucht es hierzulande nicht viel mehr als eine Trappe, deren Wohlbefinden möglicherweise gestört sein könnte, um eine Empörungswelle auszulösen, der nichts und niemand standzuhalten vermag. Doch in Aleppo können zwei Despoten ungestraft über Jahre Alte, Frauen und Kinder abschlachten (lassen). Es sind der russische Präsident Vladimir Putin und sein syrischer Vasall Baschar al-Assad, die damit die Grundfeste unserer Zivilisation erschüttern. Den Rest erledigt der Islamische Staat. Was soll ich sagen? Der griechischer Name des Nikolauses bedeutet Sieg des Volkes. In Aleppo hat es verloren.

Doch, die Sache ist ernst

Der Plot des Buches Mauersegler an sich ist recht einfach: Fünf Männer gründen eine Alten-WG und beschließen: Jeder von ihnen soll selbstbestimmt sterben können – und die anderen helfen ihm dabei. Dazu tüftelt der Computercrack des Quintetts eigens ein „Todesengelprogramm“ aus, über das das Ganze abgewickelt werden soll. Die Themen Älterwerden und Sterbehilfe indes sind da schon schwieriger. Zunächst gelingt es Chrstoph Poschenrieder sehr anschaulich, eine Kulisse aufzubauen, die nicht zuletzt dank einer kirgisischen Krankenpflegerin zuweilen an eine Karikatur erinnert. Auch die fünf Protagonisten machen da keine Ausnahme: Wilhelm, der Jurist, Heinrich, der Lebensmitteltechnologe, Ernst, der Programmierer, Siegfried, der Theaterregisseur und Carl, der Journalist und Philosphiedozent. Aber da war noch jemand, der Sechste im Bunde, der nun aber nicht mehr bei ihnen ist. „Wenn der kleine Martin nicht tot im Weiher vor der Stadtmauer gefunden worden wäre, wir hätten unsere Alten-WG nie gegründet“, sagt Carl, der die Geschichte in der Ich-Form erzählt. Und als es dann heißt: „Wir trinken jedes Jahr am 2. Dezember auf Martin“, konnte man schon ahnen, dass da noch ein dickes Ende kommt. Und das kommt. Denn Martin hat, wie Carl als Letzter berichtet, „eine Rechnung mit mir offen.“ Doch auch hier, wie schon bei den vorangegangenen vier Todesfällen, fehlt irgendwie eine angemessene moralische Reflexion. Gewiss, es ist ein Roman, und ein über weite Strecken auch ausgesprochen unterhaltsamer. Aber Sterben und Tod verdienen mehr, auch in einer Komödie. „Wir hatten immer gedacht, wir würden mit dem Sterben und dem Tod vernünftig umgehen. Nicht nur vernünftig, sondern lässig-nonchalant, so wie wir unser Leben geführt hatten“, sagt Carl eingangs, um dann festzustellen: „Nein, so ernst ist die Sache auch wieder nicht.“ Was soll ich sagen? Da irrt Chronist Carl ebenso wie Autor Poschenrieder, der ihn geschaffen hat. Doch, die Sache ist ernst. Und ein bisschen mehr Tragik hätte dem Buch ganz sicher keinen Abbruch getan. Dass Tragikomödie durchaus witzig geht, weiß man spätestens seit „Das Beste kommt zum Schluss“ – auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt, da es sich dabei um einen Film handelt. Aber entscheidend sind ohnehin nicht die Bilder, sondern die zwei großen Themenkomplexe Sterben und Tod, um die es in beiden Geschichten geht.

poschenrieder_mauersegler                                                                      Christoph Poschenrieder: Mauersegler                                                                   Diogenes Verlag, September 2015, 224 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 978-3-257-06934-1

E-Mail an Angela Merkel

Die Zahlen sind unfassbar: Täglich sterben nach Angaben der Deutschen Welthungerhilfe 7.000 Jungen und Mädchen an den Folgen von Mangelernährung. Fast 70 Millionen Kinder werden laut einem Bericht der Kinderschutzorganisation Unicef in den kommenden 15 Jahren noch vor ihrem fünften Geburtstag an vermeidbaren Ursachen sterben, wenn die internationale Gemeinschaft ihnen nicht hilft. Und weitere 119 Millionen Kinder weltweit werden danach ohne Unterstützung an chronischer Mangelernährung leiden. Um diese Dimension auch nur ansatzweise zu begreifen, ein kleiner Vergleich: Die Zahl der vom Tod bedrohten Kinder entspricht fast derjenigen an Menschen, die in Deutschland leben und die deutsche Nationalität besitzen. Das heißt, wenn die Kinder tatsächlich sterben, wäre das von der Größenordnung her in etwa so, als wenn die Deutschen aussterben würden. Was soll ich sagen? Die G7-Staaten wollen, so haben sie in Elmau bei ihrem letzten Treffen beschlossen, in den nächsten 15 Jahren 500 Millionen Menschen aus Hunger und Mangelernährung befreien, allerdings „mit Partnern“. Der Ankündigung müssen nun Taten folgen. “Wollen die G7 tatsächlich ihren fairen Beitrag zu einer Welt ohne Hunger bis 2030 leisten, müssen sie ihre Ausgaben in diesem Bereich mehr als verdreifachen. Private Investitionen allein reichen nicht aus und dürfen nicht als Ersatz für öffentliche Gelder dienen”, sagt die Welthungerhilfe. Und Recht hat sie. Damit die Staats- und Regierungschefs nicht vergessen, was sie da beschlossen haben, beteiligt sich Opas Blog an der Aktion der Welthungerhilfe und bietet seinen Lesern nachstehend an, eine entsprechende E-Mail an Bundeskanzlerin Angela Merkel zu senden und sie aufzufordern, sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen.

 

Bitterer Nachgeschmack

Es ist ein gutes Jahr her, dass der Berliner Rechtsmediziner Michael Tsokos und seine Kollegin Saskia Guddat mit ihrem Buch Deutschland misshandelt seine Kinder versucht haben, das Land und seine Menschen wachzurütteln. Gestern nun wurde eine Neuauflage in Form einer Erweiterten Taschenbuchausgabe vorgestellt. Dabei enthält das Vorwort unter der Überschrift „Was unser Buch bewirkt hat (und was noch nicht)“ eine Passage, die einen – unabhängig vom eigentlichen Thema – schon ein wenig nach Luft schnappen lässt. „Zweimal waren wir auch bei Günther Jauch eingeladen, wurden jedoch jeweils im letzten Moment wieder ausgeladen, da sich die Redaktion für ein anderes, offensichtlich viel wichtigeres Thema entschieden hatte. Inwiefern die Schweizer Schwarzgeldkonten einer Alice Schwarzer brisanter sein sollen als das von uns angeprangerte tödliche Versagen des deutschen Kinderschutzes und inwiefern die Edathy-Affäre keine Überschneidungspunkte mit unserer Thematik aufweist, will sich uns allerdings bis heute nicht erschließen. Aus unserer Sicht lässt dies in Sachen Günther Jauch einen schalen Nachgeschmack zurück.“ Was soll ich sagen? Der schale Nachgeschmack wird noch bitterer, wenn man sich einmal näher anschaut, welche Themen für die Sendungen relevant sind. Gibt man beispielsweise den Suchbegriff Euro auf Günther Jauchs Seite ein, bekommt man satte 119 Treffer angezeigt. Geld bringt immerhin noch 54 Treffer, Steuern 25, Banken 21, Löhne 14, Hoeneß 13, Reiche 6 und Soli 5. Money makes the world go round. Und nach dem Motto Sex seils: Die Prostitution bringt es auf 7 Treffer, Kinderpornografie und Sex immerhin jeweils noch auf 4. Und Kinderschutz? Jetzt dürfen sie raten: Sage und schreibe 2 Treffer, beide datiert vom 26. Februar 2012. Der Weckruf von Tsokos und Guddat ist bei der Günther Jauch-Redaktion offensichtlich völlig ungehört verhallt, was um so ärgerlicher ist, als wir alle deren Tiefschlaf bezahlen – müssen.

Taschenbuch Tsokos                                  Deutschland misshandelt seine Kinder                                                                      Michael Tsokos & Saskia Guddat                                                                                    320 Seiten, 9,99 Euro                                                                                                  ISBN: 978-3-426-78637-6                                                                                          Knaur TB 2015

Hoffnung auf einen besseren Ort

Oma und Opa haben den ganzen gestrigen Tag lang an die armen Menschen denken müssen, die bei der Flugzeug-Katastrophe in den französischen Alpen ums Leben gekommen sind. Und natürlich an deren Angehörige. Denn vorletztes Wochenende noch waren wir ebenfalls in Barcelona, von wo aus die Maschine Richtung Düsseldorf gestartet ist, und sind dieselbe Route geflogen. War da vielleicht auch ein Großeltern-Paar an Bord, das die Reise – wie wir – von den Kindern geschenkt bekommen hat? 150 Menschen sind es, die in den Tod geflogen sind, darunter Schüler und Babys. Man mag gar nicht daran denken und sich die letzten Minuten in dem Flugzeug vorstellen. Und die Frage, die allzeit im Hintergrund wartet, lautet: Wie konnte das passieren? Denn in unserer ansonsten so gut gesicherten Welt, sind solche Tragödien – eigentlich – nicht mehr vorgesehen. Dennoch schlägt das Schicksal immer wieder zu, plötzlich und unerwartet, und lehrt uns, dass in dieser Welt nur eines sicher ist: Der Tod. Was soll ich sagen? Da bleibt nicht viel mehr als Gottvertrauen und die Hoffnung auf einen besseren Ort.