Freunde sind wie Sterne

Es ist nicht so, dass etwa ein Raunen durch die Sport- respektive Tenniswelt gegangen wäre, als publik wurde, dass ich nach über 40 Jahren wieder zum Tennisschläger gegriffen habe. Aber hier und da wurde dieser Umstand doch sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen und – ausgesprochen wohlwollend kommentiert. Doch damit nicht genug. Von meinen beiden ohfamoosen Freundinnen in Köln und Lich erhielt ich heute (zwar keine hand-, dafür aber) fußfeste Unterstützung bei meinem Tennis-Comeback. Jedenfalls staunte ich nicht schlecht, als ich das Paket öffnete, das der Postbote gerade gebracht hatte. Da lachte mich doch tatsächlich ein paar Tennisschuhe auch noch von der Marke an, die ich während meiner aktiven Zeit damals immer getragen habe. Was soll ich sagen? Es bewahrheitet sich halt immer wieder: Freunde sind wie Sterne. Du kannst sie nicht immer sehen, aber du weißt, sie sind immer für dich da.

Ein Traum hat sich erfüllt

So langsam habe ich mich wieder beruhigt. Aber nach diesem Basketball-Krimi am Sonntag musste sich mein Blutdruck erst einmal wieder erholen. Dabei ist es mir sicherlich nicht anders ergangen, als Spielern,Trainern und den Fans, die erst jetzt so langsam realisieren, was da überhaupt passiert ist: Deutschland ist Basketball-Weltmeister. Wenn mir dies jemand vor über 50 Jahren vorausgesagt hätte, als ich noch selbst auf dem Parkett auf Korberfolge aus war, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Die Bundesliga, in der wir damals gespielt haben, war von der heutigen Professionalisierung so weit entfernt, dass der Abstand in Galaxien hätte berechnet werden müssen. Und meinen Verein, den ATV Düsseldorf, gibt es schon lange nicht mehr. Was soll ich sagen? So amateurhaft das Ganze aus heutiger Sicht seinerzeit auch war, so viel Spaß hat es uns gemacht. Und von den zwei Spielen, bei denen wir seinerzeit gegen die Harlem Globetrotters antreten durften, träume ich noch heute. Für Dennis Schröder und seine Teamkollegen hat sich am Sonntag ein ganz anderer Traum erfüllt.

Alter Hase und junger Hüpfer

Wer hätte das gedacht? Abgesehen von dem einen oder anderen 60-minütigem Spaßauftritt habe ich nach über 40 Jahren jetzt das Tennisspielen wieder für mich entdeckt. „Schuld“ daran ist unser ältester Enkel, mit dem ich bereits zwei Mal auf dem Platz gestanden habe. Und das hat so viel Spaß gemacht, dass ich dem Tennisclub, in dem er spielt, umgehend meinen Mitgliedsantrag zugeschickt habe. Insofern werden wir dort jetzt öfters gesichtet werden, wenn wir unsere Schläger kreuzen. Auch wenn noch etliche Routinen fehlen, so treffe ich die Bälle doch erstaunlicherweise immer noch recht gut. Es ist wohl ähnlich wie mit dem Fahrradfahren, das man ja auch nicht verlernt. Was soll ich sagen? Meiner Kondition und meiner Figur kommt es sicherlich zugute, wenn ich künftig wieder regelmäßig Tennis spiele. Dass ich nicht mehr den Leistungsstand erreichen werde von früher, spielt dabei keine Rolle. Aber den einen oder anderen Trick werde ich für unseren Enkel sicherlich noch aus dem Hut zaubern können. Alte Hasen können jungen Hüpfern eben immer noch etwas beibringen.

Schnellster Heiratsantrag

Berlin ist bekanntlich immer eine Reise wert. Das werden sich auch die 45.527 Athleten aus 157 Ländern gedacht haben, die am Sonntag (25. September 2022) am 48. Berlin Marathon teilgenommen haben. Denn dabei sein, ist alles – zumal ja vorher eigentlich schon klar war, wer gewinnen würde. Und Eliud Kipchoge, der 37 Jahre alte Kenianer, unterbot dabei auch noch seinen eigenen Weltrekord von 2018 ebenfalls aus Berlin um 30 Sekunden und lief die 42,195 Kilometer lange Strecke in sagenhaften 2:01:09 Stunden. Aber es geht auch noch schneller. Denn noch weniger als die gerade besagten 30 Sekunden benötigte ein Läufer, um seiner überraschten Partnerin am Streckenrand sozusagen im Vorbeilaufen einen Heiratsantrag zu machen – und das auch noch fast vor laufender Kamera. Für alle Neugierigen: Sie hat ja gesagt. Und was soll ich jetzt sagen? Nicht nur für Kipchoge und die Glückliche war es ein toller Tag. Entlang der gesamten Strecke herrschte eine super Stimmung. Wir waren am Wilden Eber, der zu den Klassikern auf der Strecke gehört. Denn dort ist die Stimmung traditionell besonders laut und ausgelassen, was nicht zuletzt den Samba-Trommlern und Cheerleader zu verdanken ist.

PS: Der Name Marathon oder Marathonlauf geht auf die griechische Legende zurück, dass nach der Schlacht von Marathon zwischen Athenern und Persern ein Läufer die knapp 40 Kilometer lange Strecke in die griechische Hauptstadt gelaufen sei, die Nachricht vom Sieg der Athener überbracht habe und danach sterbend zusammengebrochen sei.

Mit einer Medaille belohnt

Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat es tatsächlich geschafft und sich bei den Europameisterschaften für eine tolle Leistung mit der Bronzemedaille belohnt. Eine Medaille hatte – für manche viel zu optimistisch – Bundestrainer Gordon Herbert im Vorfeld als Ziel ausgegeben. Dass das letzte Spiel gegen Polen in seiner Klasse nicht an die Spiele gegen Griechenland, das bezwungen werden konnte, und gegen Spanien, dem sich Dennis Schröder und Co. geschlagen geben mussten, heranreichte, war zu erwarten gewesen. Aber so Krampfspiele muss man auch erst einmal gewinnen. Wer selbst Sport betrieben hat, weiß das. Umso zufriedener sollten und können alle beteiligten sein, wobei es Herbert noch besonders hoch anzurechnen ist, das er die Verantwortung für die Niederlage gegen die Iberer alleine auf sich genommen hat. Was soll ich sagen? Die spannende Frage, die nach diesem begeisternden Turnier bleibt, ist die, welchen Weg der deutsche Basketball nun einschlägt. Da sich am Horizont aber schon mit Franz Wagner ein Nachfolger der deutschen Basketball-Legende Dirk Nowitzki abzeichnet, muss einem nicht bange sein. Insofern soll dieser Text auch mit einem Zitat der Nummer 14, die nie wieder vergeben wird, enden: Wenn du alles gibst, kannst du dir nichts vorwerfen!

Vielleicht ein Herbstmärchen

So ein Basketball-Spiel habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Es war unglaublich, wie die deutsche Nationalmannschaft am Dienstagabend gegen den Titelfavoriten Griechenland auftrumpfte. Nun steht sie im Halbfinale und ist bei dieser Europameisterschaft noch mindestens zwei Mal zu sehen. Ich kann es kaum erwarten und werde – zumindest am Fernsehen – dabei sein. Dabei werden bei mir Erinnerungen wach, die schon eine Ewigkeit zurückreichen: Damals – Ende der 60er-Jahre – spielte ich nämlich selbst in der noch jungen Basketball-Bundesliga beim ATV Düsseldorf, den es so heute nicht mehr gibt. Eines der unvergessenen Erlebnisse war ein Aufeinandertreffen mit den Harlem Globetrotters, gegen die wir zwei Demonstrationsspiele machen durften. Auch wir haben da so mit Ball gezaubert, dass wir am Ende glaubten, so in der Liga bestehen zu können. Dem war natürlich nicht so. Beim nächsten Heimspiel haben wir eine derart krachende Niederlage einstecken müssen, deren Lehre ich bis heute nicht vergessen habe: Hochmut kommt vor dem Fall. Was soll ich sagen? Vielleicht sollte ich die Geschichte der deutschen Nationalmannschaft zukommen lassen. Denn die schwebt sicherlich – wie wir seinerzeit – im siebten Basketball-Himmel. Doch beim nächsten Spiel gegen Spanien ist all das nichts mehr wert. Da geht es wieder von vorne los. Aber Bundestrainer Gordon Herbert wird das sicherlich wissen und seine Mannschaft entsprechend einstellen. Wenn das gelingt, erleben wir vielleicht ein Herbstmärchen – mit der dritten EM-Medaille nach Gold 1993 und Silber 2005.

Ein klassisches Eigentor

Die UEFA hat es wieder einmal geschafft und ein klassisches Eigentor geschossen – das Oma übrigens mit Ihrer spontanen Zeichnung herrlich karikiert hat. Der europäische Fußballverband hat beim Thema Regenbogen solange herumgeeiert, dass er jetzt zwischen allen Stühlen sitzt. Die Teile Europas und der Welt, für die Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt eine Selbstverständlichkeit sind, finden die Entscheidung, dass die Münchner Fußballarena heute Abend beim EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn nicht in den Regenbogenfarben erstrahlen darf, sicherlich nicht gut. Und dort, wo die Menschenrechte eher nicht den Stellenwert haben wie bei uns, wird man auch nicht besonders glücklich sein mit dem, was da jetzt losgetreten wurde. Vor allem der arabische Staat Katar wird sich so seine Gedanken machen (müssen), was das alles für die Fußball-Weltmeisterschaft bedeutet, die im nächsten Jahr am Persischen Golf stattfindet. Denn eines ist klar: Ab jetzt wird der Regenbogen nicht nur den Arm von Manuel Neuer schmücken, sondern auch aller Orten nicht mehr zu übersehen sein. Und das ist auch gut so, um es mit den Worten des ehemaligen schwulen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, zu sagen. Auch dass Länder wie Ungarn, Polen oder Katar, um nur drei zu nennen, unter Rechtfertigungsdruck geraten, muss nicht von Schaden sein. Eines allerdings sollte man immer im Hinterkopf behalten. Grundsätzlich ist es nicht gut, Sport und Politik miteinander zu vermischen. Nun bin ich nicht so naiv und weiß natürlich, dass Sport auch und immer wieder eine politische Komponente hat. Aber niemand, auch wenn er ein noch so hehres Ziel verfolgt, sollte den Sport instrumentalisieren. Wohin das führen kann, hat nicht zuletzt Deutschland auf das Schmerzhafteste erfahren müssen. Was soll ich sagen? Vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn München bei seinem Antrag nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen und einen direkten Bezug zur Tagespolitik hergestellt hätte. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Jetzt ist es so und alle müssen damit leben. Bei nächster Gelegenheit sollten die Akteuere vielleicht ein bisschen länger nachdenken.

Das Damengambit

Ich kenne eigentlich niemanden, dem es die Miniserie Das Damengambit nicht angetan hätte. Und das weltweit. Die Veröffentlichung fand am 23. Oktober 2020 statt. Und binnen eines Monats wurde die Serie von 62 Millionen Abonnenten gesehen, wodurch sie zur bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreichsten Miniserie auf Netflix wurde. Die Geschichte ist schnell erzählt: In den 1950er Jahren wächst die Protagonistin Elizabeth „Beth“ Harmon in einem Waisenhaus in Kentucky auf. Dort entdeckt sie unter gütiger Mithilfe von Hausmeister William Shaibel ihr Talent zum Schachspiel und möchte in diesem männerdominierten Sport bestehen und Weltmeisterin werden. Dabei steht bei Beth die im Heim erworbene Medikamenten- und später auch Alkoholabhängigkeit im Mittelpunkt – negativ wie positiv. Am Ende ist sie natürlich erfolgreich und schlägt ihren sowjetischen Widersacher Vasily Borgov. Dass im Lauf der Geschichte beim Zuschauer auch die Leidenschaft zu Schach aufflammt, versteht sich. Ich selbst habe das Schachspiel von meinem Großvater wieder hervorgekramt und sogar ein neues, größeres Schachbrett gekauft, so dass Oma und ich jetzt hin und wieder eine Partie spielen. Was soll ich sagen? Eine alte Schachweisheit lehrt: Wer den Bauern nicht ehrt, ist die Dame nicht wert. Oder wie wusste schon Albert Einstein: Schach ist das Spiel, das die Verrückten gesund hält.

Die Schachfiguren meines Großvaters: Schön bunt und im Kosakenstil.

Nein zu aggressiven Eltern

Es ist ein Signal, das nicht stärker sein konnte. An diesem Wochenende war der gesamte Spielbetrieb des Erwachsenen- und Jugendbereiches im Berliner Amateurfußball lahm gelegt. Das hat es zuletzt vermutlich im zweiten Weltkrieg gegeben. Anlass war der Ausstand der Schiedsrichter wegen der gestiegenen Gewalt auf den Fußball-Plätzen. Auch unser jüngster Enkel war betroffen. Er spielt in einem der Berliner Traditionsvereine, die vor allem für ihre Jugendarbeit bekannt sind. Und der Nachwuchs wird Fragen haben, die jetzt beantwortet werden müssen. Ob da die Stellungnahme von BFV-Präsident Bernd Schultz ausreicht, darf bezweifelt werden. Denn wenn man sich manche Szenen, die an den Wochenenden auf den Plätzen zu sehen sind, vor Augen führt, kann man nur zu dem Ergebnis kommen: Das deutliche Stopp-Zeichen der Schiedsrichter war vollkommen richtig. Und das vor dem Hintergrund, dass die Saison in Berlin noch nicht alt ist und es bereits 109 Vorfälle von Gewalt und Diskriminierung gegeben hat. in 53 Fällen waren sogar Schiedsrichter Opfer. Wenn das nicht alarmierend genug ist. Was soll ich sagen? Neben den Verantwortlichen im Verband sind aber auch alle anderen Beteiligten aufgefordert, einmal inne zu halten und über das eigene Verhalten nachzudenken. Auch und vor allem die Eltern des Fußball-Nachwuchses sollten sich fragen, ob sie ihrer Vorbildfunktion immer gerecht werden. „Nein zu aggressiven Eltern“ – Die Initiative des Berliner Fußball-Verbands hätte es nicht besser formulieren können.

“Wer kämpft, kann verlieren.”

Nachdem Opa sich wie der Rest von Deutschland einmal kräftig geschüttelt und die Ungläubigkeit aus den Augen gerieben hat, wird nach dem blamablen Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft so einiges doch ziemlich klar und deutlich. Dabei geht es nicht einmal darum, dass Deutschland verloren hat und ausgeschieden ist, sondern darum, wie dies geschehen ist. Und darüber muss geredet werden. Fangen wir also an: Zunächst sollten sich alle einmal darüber im Klaren werden, worin der Wesenskern von Sport besteht. Na?!? Eine Idee?!? Gewinnen?!? Nein, ganz im Gegenteil! Der Wesenskern des Sports liegt nämlich im Verlieren und wie man dies tut. Egal, welche Sportart man nimmt: Es treten viele an und alle wollen auch gewinnen. Können tut das am Ende aber immer nur einer, so dass Verlieren eher die Regel ist als Gewinnen. Vor diesem Hintergrund muss man sich fragen, mit welcher Hybris die deutsche Mannschaft eigentlich nach Russland gereist ist, als sie das Ganze nur mit der Überschrift versehen hat: Mission Titelverteidigung. Die veröffentlichte wie die öffentliche Meinung haben ins selbe Horn gestoßen, so dass man gleich zu Beginn hätte feststellen können, ja müssen: Hochmut kommt vor dem Fall. Denn auch andere Mütter haben hübsche Töchter, will heißen: Auch die anderen Länder können Fußball spielen, wie bei der WM ja zu beobachten war. Natürlich ist es das Ziel, immer zu gewinnen. Aber selbst das hat Die Mannschaft mehr schlecht als recht getan, als sie mit ihrem Last-Second-Goal gegen Schweden vor allem dadurch Schlagzeilen produzierte, dass sich zwei DFB-Funktionäre ziemlich unsportlich verhalten und mit unpassenden Jubelgesten die Schweden provoziert haben. Mehr noch allerdings wird in Erinnerung bleiben, wie sich die deutschen Spieler auf dem Platz präsentiert haben – mehr oder weniger gar nicht. Das fing mit der Körpersprache an, ging weiter über die Ideenlosigkeit aller Mannschaftsteile und gipfelte in dem offensichtlich Unvermögen, auch nur ein Mindestmaß an Leistung abzurufen. Wer so antritt, hat ein Weiterkommen wahrlich nicht verdient. Was soll ich sagen? Vermutlich hat vor allem die letzte Niederlage gegen Südkorea sogar etwas Gutes. Sie hat den deutschen Kickern die Möglichkeit beschwert, eine Niederlage nicht nur ver-, sondern auch aufarbeiten zu müssen. Denn wer nicht auch mal richtig schmerzlich verliert, kann sich über Gewinnen nicht mehr richtig freuen. Dabei ist gerade dieses Gefühl der eigentliche Antrieb für das Gewinnen – wobei geklärt ist, warum die Deutschen bei der WM ausgeschieden sind. Bei der Qualifikation und beim Confed-Cup lief alles viel zu glatt, die Warnsignale bei den Freundschaftsspielen wurden verkannt und als unbedeutende Betriebsunfälle abgetan. Und in Russland dann ist das Kind in den Brunnen gefallen. Da aber nichts so schlecht ist, als dass es nicht doch noch als gutes Beispiel dienen könnte, wie man es nicht machen sollte, kann wenigstens der Nachwuchs davon lernen. Bertolt Brecht hat einmal gesagt: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Wie recht er hatte. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat es eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Der Nachwuchs, wie z.B. unsere Enkel, kann von dem WM-Aus Deutschlands etwas lernen: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. (Bertold Brecht)