Abakus statt Breitband

Es ist ein Trauerspiel! Die Digitalisierung der Schulen in Berlin hat noch nicht einmal begonnen, obwohl die rot-rot-grünen Koalitionäre in ihrer Vereinbarung 2016 vollmundig ankündigten, die Schulen „mit schnellen und leistungsfähigen Breitbandanschlüssen, W-Lan für alle und einer zeitgemäßen Hard- und Software-Ausstattung“ zu versorgen. Passiert ist seitdem, wie so oft in Berlin, NICHTS. Der Auftrag für den Anschluss der 700 allgemeinbildenden Schulen an das leistungsfähige Breitbandnetz ist noch nicht einmal vergeben. Stattdessen wird, was das übliche Vorgehen an der Spree ist, Schwarzer Peter gespielt. Und das heißt es: Schuld sind immer die anderen. Was soll ich sagen? Wenn das alles nicht so traurig wäre, müsste man über diese Unfähigkeit eigentlich lachen. Aber es geht hier um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder, denen damit vor allem jetzt in Coronazeiten ein strukturiertes digitales Bildungsangebot fehlt. Dass es auch anders geht, hat Hamburg bewiesen. Dort wurde das Digitalisierungsprojekt für den Anschluss an das Breitbandnetz bereits 2013 nach nur fünf Jahren abgeschlossen. Während in Hamburg damit die digitale Zukunft schon begonnen hat, begnügt sich Berlin noch mit dem Abakus, wobei ich allerdings so meine Zweifel habe, ob den in der Verwaltung überhaupt jemand bedienen könnte. Manchmal wähnt man sich hier wie in der Steinzeit.

Rechnen wie anno dazumal: Der Abakus ist eines der ältesten bekannten Rechenhilfsmittel.

Vitaritus. Vita was?

Vitaritus. Vita was? Oder haben Sie das Wort schon einmal gehört? Nein, können Sie nicht. Denn Vitaritus ist ein Kunstwort, das Studenten zu Beginn ihres Projektes zugeteilt wurde. Aufgabe war und ist es, in einer Gruppenkonstellation, die sich die Studenten nicht selbst aussuchen durften, einen Blog zu kreieren. Das Thema indes war frei wählbar. Um es an dieser Stelle kurz zu machen – wer die ganze Geschichte lesen will, wird hier fündig -, der Blog heißt Jung & Alt – Oma und Opa erzählt doch mal! Damit wollen die Studenten den Austausch zwischen Jung und Alt fördern und Senioren eine Plattform im Internet geben. Dazu interviewen sie sie und stellen deren Geschichten online. Der jüngste Beitrag geht über … ja wen wohl? Über mich, Opa Detlef: Der bloggende Großvater. Und demnächst soll noch ein weiterer Beitrag erscheinen, bei dem es dann um KINDER | KOCHEN gehen wird. Was soll ich sagen? Da haben die fünf Studenten eine wirklich gute Idee gehabt. Und nicht nur das – wenn ich mir die Umsetzung so ansehen, muss man sagen: TOP! Dabei lohnt die Lektüre sowohl für Alt und Jung. Wäre ich der zuständige Professor, hätten die vier jungen Damen und der junge Herr schon jetzt bestanden. Denn eines weiß ich aus eigener Erfahrung: Blogger werden ist nicht schwer, Blogger sein dagegen sehr.

Nur noch Mittelmaß

Deutschlands Schüler sind offenbar mit ihrem Latein am Ende. Schlimmer noch: Sie sind es auch mit ihrem Deutsch, mit ihrer Mathematik und mit ihren Naturwissenschaften. Nach der jüngsten Pisa-Studie ist Deutschland nur noch Mittelmaß. Wen das Ergebnis überrascht, hat keine Kinder oder Enkelkinder in der Schule. Das Bildungssystem dieses Landes krankt seit Jahren. Selbst nach dem großen Schock von 2000 hat sich nicht groß etwas geändert. Und Berlin, in dem unsere Enkelsöhne zur Schule gehen (müssen), demonstriert die Unfähigkeit in Potenz. Dabei bewegt sich die verantwortliche Bildungssenatorin Sandra Schweres in der Tradition ihrer Vorgänger, die seit 1996 allesamt von der SPD gestellt wurden. Frei von jeglicher Sachkenntnis offenbart die Senatorin permanent ihre vollkommende Ahnungslosigkeit. Die Zahlen, wie viele Lehrer oder wie viele Schulplätze in der Stadt benötigt werden, werden vermutlich gewürfelt. Anders ist es ja nicht zu erklären, dass nichts so sicher ist wie die nächste Korrektur der Zahlen: Alea iacta est. Was soll ich sagen? Könnte mal bitte jemand den verantwortlichen Bildungspolitikern erklären, dass sie gerade nicht nur die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder verspielen, sondern die Zukunft des gesamten Landes. Denn es sollte sich langsam herum gesprochen haben, dass der Wohlstand unseres Landes nicht ganz unmaßgeblich vom Bildungsniveau unserer Bürger abhängt. Wie hat es der in Berlin so populäre John F. Kennedy einmal treffend formuliert: Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.

Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.

Schule in Berlin: Armutszeugnis

Heute haben hier in Berlin die Schulen wieder angefangen. Die Herbstferien sind vorbei und der tägliche K(r)ampf bei einem der traurigsten Kapitel Berliner Politik nimmt einmal mehr seinen Lauf. Denn beim jüngsten Bildungsmonitor 2019 der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erreichte die Hauptstadt bei der Schulqualität nur zehn von möglichen 100 Punkten und rangiert damit wie gehabt unter ferner liefen. Dabei ist das Problem hausgemacht. Die SPD stellt seit 23 Jahren die Schulsenatoren bzw. -senatorinnen. Und die waren sich offensichtlich alle einig: Ideologie geht vor Pädagogik und Didaktik. Während Länder wie Sachsen und Bayern, die das Bildungsranking anführen, vormachen, wie es geht, beharren die Berliner Sozialdemokraten darauf, dass nicht Leistung zählt, sondern Gleichmacherei. Für unsere Enkelkinder eine Katastrophe. Was soll ich sagen? Auf grosseltern.de habe ich jüngst einen Spruch gefunden, den Eltern wie Großeltern insbesondere an der Spree im Hinterkopf behalten sollten: Die mentale Gesundheit deines (von mir eingefügt: Kindes bzw.) Enkelkindes ist wichtiger als die Schulnoten. Oder wie habe ich es immer meinen Kindern gesagt: Wenn’s denen reicht, reicht’s mir schon lange. Wichtig ist allein, was in den kleinen Köpfen hängen bleibt. Und da kommen dann wieder wir Großeltern ins Spiel, die vielleicht helfen können, die Scharte auszuwetzen, die sozialdemokratische Bildungs-, oder soll man besser sagen Verdummungspolitik geschlagen hat. Schule in Berlin ist und bleibt ein bildungspolitisches Armutszeugnis.

Das Thema Schule

Eine der Lieblingskolumnistinnen von Oma und mir hat wieder zugeschlagen. Birgitt Kelle hat in der Welt mal ihre Meinung zum Thema Schule zum Besten gegeben und damit uns beiden aus dem Herzen gesprochen. Ich will dazu nichts weiter sagen, sondern meinen Lesern empfehlen, den Text selbst zu lesen. Einfach großartig. Wer kein Welt-Abo besitzt, den kann ich nur auf einen Text verweisen, den ich vor knapp sechs Jahren schon mal wiedergeben habe:

Volksschule 1950:

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 20 Mark. Die Erzeugerkosten betragen vier Fünftel des Erlöses. Wie hoch ist der Gewinn?

Realschule 1960:

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 20 Mark. Die Erzeugerkosten betragen 16 Mark. Berechne den Gewinn.

Gymnasium 1970:

Ein Bauer verkauft eine Menge Kartoffeln (K) für eine Menge Geld (G). G hat die Mächtigkeit 20. Für die Element g aus G gilt: g ist 1 Mark.

In Strichmengen müßtest du für die Menge G zwanzig Strichlein (////////////////////) machen, für jedes Element g eines. Die Menge der Erzeugerkosten (E) ist um vier Strichlein (////) weniger mächtig als die Menge G. Zeichne das Bild der Menge E als Teilmenge der Menge G und gib die Lösungsmenge (L) an für die Frage: Wie mächtig ist die Gewinnmenge?

Waldorfschule 1978:

Ein Sack Kartoffeln kostet 20 DM. Ein Käufer bezahlt für einen Sack biodynamischer Kartoffeln 30 DM.

Gestalte die Seite mit harmonischen, dreigegliederten, fünfeckigen Formen, die den Text behutsam umschleiern. Benutze dazu lila „Stockmar-Wachsfarbe“.

Wer lebt länger?

Integrierte Gesamtschule 1982:

Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 20 DM. Die Erzeugerkosten betragen 16 DM. Der Gewinn beträgt 4 DM.

Aufgabe: Unterstreiche das Wort Kartoffeln und diskutiere mit deinem Nachbarn darüber!

Weiterreformierte Schule 1988:

Ein kapitalistisch-privilegierter bauer bereichert sich one rechtfertigung an einen sak kartoffeln um 4 marck. untersuche den tekst auf inhaltlische gramatische ortogravische und zeichensätsungsfeler. korigire die aufgabengestaltunk und demonstrire gegen die lösunk!

Was soll ich sagen? Wir zählen gerade das Jahr 2019. Wer eine Idee hat, wie die Aufgabenstellung heute aussieht, kann sie mir gerne mitteilen. Ich bin gespannt.

#IchliebeRechtschreibung

Deutsche Sprache, schwere Sprache. Dass das mit Rechtschreibung und Interpunktion so eine Sache ist, habe ich hier schon öfter thematisiert. Deshalb wissen erinnerungsstarke Leser, dass ein Komma auch über Leben und Tod entscheiden kann. Denn es macht schon einen Unterscheid, ob es heißt: „Wartet, nicht hängen“ oder „Wartet nicht, hängen“. Nicht ganz so dramatisch, aber immerhin wichtig für das Verhältnis der Geschlechter ist es, ob es heißt: „Frauen denken, Männer sind ohne sie nichts“ oder „Frauen, denken Männer, sind ohne sie nichts“. Selbst die Frage „Was willst Du schon wieder?“ hört sich ganz anders an als „Was, willst Du schon wieder?“ Aber kommen wir zu einem meiner Lieblingsthemen: Kochen. „Jetzt koche ich, Mama“ ist etwas ganz anderes als „Jetzt koche ich Mama“. Der Duden höchstselbst hat sich des Themas angenommen und vor geraumer Zeit unter dem Hashtag #WirliebenSatzzeichen getwittert: “Ich mag meine Familie kochen und meine Katze”. Dieses Beispiel hat jetzt auch die Rechtschreib-Päpstin und Duden-Redaktionschefin Kathrin Kunkel-Razum in einem Interview mit der Zeitung Die Welt noch einmal gebracht. Und tatsächlich, mit einem richtig gesetzten Komma überlebt, wie ein Twitter-User kommentierte, wenigstens die Katze. Was soll ich sagen? Ich hätte da aber noch eine ganz andere Frage: Müsste man „kochen“ nicht groß schreiben? In der obigen Aufzählung ist doch sicher „das Kochen“ gemeint. #IchliebeRechtschreibung. Ein schönes Wochenende und bleiben Sie gesund …

Screenshot vom Tweet des Dudenverlages.

Duden: Von “a” bis “80er-Jahre”

“Wir sind überzeugt davon, dass die Fähigkeit, korrekt und angemessen zu schreiben, auch in Zeiten digitaler Informations- und Kommunikationsprozesse ihren hohen Stellenwert behaupten wird”, ist die Dudenredaktion überzeugt und glaubt, dass die gerade eben erschienene Neuauflage des Rechtschreibdudens dazu einen wichtigen Beitrag leistet. Wenn man an so manche E-Mail oder SMS denkt, kann man das nur hoffen und wirft schnell einen Blick in das neue Werk, das mittlerweile rund 145.000 Stichwörter auf 1.264 Seite auflistet. Vergleicht man das mit der ersten Auflage von 1880, die noch mit 27.000 Stichwörtern auf 187 Seite auskam, ist das eine beachtliche Steigerung. Aber immerhin umfasst der deutsche Wortschatz aktuell zwischen 300.000 und 500.000 Wörtern, von denen der Durschschnittsdeutsche allerdings nur gerade einmal 12.000 bis 16.000 Wörter benutzt, darunter etwa 3.500 Fremdwörter. Das dazu nicht unbedingt “Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung” zählt, das mit 44 Buchstaben das längste Wort im Duden ist, versteht sich fast von selbst. Wir hier in Berlin können derweil ja stolz wie Bolle sein. Denn immerhin hat es der Späti und ick bzw. icke in die Neuauflage geschafft, die insgesamt etwa 5.000  Wörter neu aufgenommen hat. Was soll ich sagen? Also, Opa findet den Duden ja immer wieder “lesenswert”, zumal es z.B. mit Sprache in Zahlen oder den Worten bzw. Unworten des Jahres durchaus auch Unterhaltsames gibt. Allerdings bin ich ein wenig irritiert. Dass das Wörterverzeichnis mit a=1Ar; Atto… anfängt, verstehe ich ja noch. Dass es aber mit 80er-Jahre aufhört, erschließt sich mir – auch nach längerem Nachdenken – nicht. Vielleicht kann mir da ja jemand helfen.

Duden – Die deutsche Rechtschreibung                                                           Dudenverlag, Berlin, 2017, 1264 Seiten, 26 Euro, ISBN: 978-3-411-04017-9

Dinos auf dem Couchtisch

Da wird unser jüngster Enkel heute aber ziemlich überrascht sein, wenn er auf unserem Couchtisch einen Dino entdeckt, dem ein blutiger Fleischfetzen aus dem Maul hängt. Dieser Zeitgenosse, der vor über 66 Millionen Jahren auf der Erde beheimat war, ziert nämlich die Titelseite eines wunderschönen Buches, das gerade bei TASCHEN erschienen ist. PALÄO-ART lautet der Buchtitel des Werkes, das sich mit Illustrationen von Dinosauriern, Wollmammuts, Höhlenmenschen und anderen Kreaturen aus der Zeit von 1830 bis 1990 beschäftigt, in denen wissenschaftliche Fakten mit zügelloser Fantasie vermengt worden sind. Zugegeben, es ist ein Experiment, ob solch ein – mit 75 Euro doch recht wertvolles – Buch einen Sechsjährigen begeistern kann, der ansonsten ja eher in der digitalen Welt zu Hause ist. Aber die Faszination, die derzeit Dinos auf ihn ausüben, ist schon mal ein gute Voraussetzung. Hinzu kommt eine bemerkenswerte Haptik, die durch bildgewaltige Darstellungen nur noch verstärkt wird. Neben dem Einband, der der Dinohaut nachempfunden ist, haben es vor allem die Doppelseiten Opa angetan, der sich an den vielen Darstellungen gar nicht satt sehen kann. Was soll ich sagen? Ich bin ja mal gespannt, inwieweit der kleine Mann auf das Buch reagiert. Wenn er es annimmt, ist einmal mehr bewiesen, dass Bücher nach wie vor „cool“ sind und selbst digital natives begeistern können. Wie es ausgegangen ist, werde ich hier dann berichten.



Die Dinos sind los: Wissenschaft trifft Popkultur: Paläo-Art gestern und heute.

Omas Urteil etwas milder

Dieser Tage ist mir ein Buch auf den Tisch geflattert, das gerade erschienen und für Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren gedacht ist: Mein Berlin-Buch lautet der Titel und soll ein, wie es heißt, „Wissensspaß für schlaue Kinder“ sein. Da ich altersbedingt ganz sicher nicht zur Zielgruppe zähle, soll ich die 128 Seiten wohl besprechen. Nun denn, fangen wir an: Gegliedert ist der Inhalt durchaus kindgerecht und umfasst neun Kapitel: Landschaft – Bevölkerung – Essen und Trinken – Wohnen – Schule und Arbeit – Feste, Spiele, Mode – Musik und Kultur – Sport – Anhang, mit durchaus interessanten Einzelheiten. Gespickt ist das Buch mit Tipps des Kindermagazins ZEIT LEO sowie Ausflugtipps wie „Auf ins Museumsdorf Düppel!“ oder „Ab ins Deutsche Technikmuseum Berlin“. Sicherlich keine schlechte Wahl für Kinder in der anvisierten Altersgruppe, die aber vermutlich auch interessiert hätte, wie man dort auch noch hinkommen könnte. Aber von dem öffentlichen Nahverkehr in Berlin, der europaweit seinesgleichen sucht, keine Spur. Berliner Verkehrsbetriebe und S-Bahn, über die man ganz gewiss auch trefflich schimpfen könnte, finden nicht statt. Dafür aber haben es Peek & Cloppenburg sowie die Modemacher Guido Maria Kretschmer und Michael Michalsky geschafft, mit dem Thema Mode sage und schreibe vier Seiten zu füllen. Ob das die Kids in dem Alter wirklich interessiert? Das Kapitel Feste, Spiele, Mode hat es überhaupt in sich. Da wird beispielsweise die Frage „Wie ist Weihnachten in Berlin?“ wie folgt beantwortet: „Weihnachten ist das Fest der Christen. In der Weihnachtszeit verändert sich die Stadt: Es glitzert und glänzt überall. Berlin hat mit mehr als 80 Weihnachtsmärkten die meisten in ganz Europa. Kurz bevor die ersten Türen des Adventskalenders geöffnet werden dürfen, sind die Marktstände schon bereit. Diese Tradition gibt es seit dem späten Mittelalter. Damals deckten sich die Menschen vor dem Winter mit allen notwendigen Waren ein, um über die kalte Jahreszeit zu kommen. Später kamen Verkaufsstände mit Weihnachtsgeschenken hinzu. Die Tradition des Schenkens begann bereits vor 2.000 Jahren bei den Römern und wurde von den Christen fortgesetzt. Weihnachten als Familienfest entstand erst nach 1900.“ Über die Qualität der Antwort mag jeder für sich urteilen. Aber mit Weihnachten war’s das dann auch schon, kein einziges Wort von Jesu Geburt. Und auch auf die beiden anderen großen Feste der immerhin über eine Million Christen in der Stadt, Ostern und Pfingsten, fehlt jeder Hinweis. Da haben es die rund 11.000 Mitglieder der jüdischen Gemeinde und die zirka 250.000 Menschen muslimischen Glaubens es besser getroffen. Ihre Religionen werden immerhin auf drei Seiten dargestellt und beschrieben, was in keinster Weise gegen Juden oder Muslime spricht, sondern in diesem Kontext nur irgendwie nicht ins Verhältnis passt. Zumindest erfahren wissbegierige Jungen und Mädchen, was es mit den Hugenotten auf sich hat und was Protestanten sind. Ich will das Buch wirklich nicht schlecht machen. Gemeinsam mit Eltern oder Großeltern werden einige Kinder sicher Honig aus den Zeilen saugen können. Auch die eine oder andere Lehrkraft wird vielleicht für den Unterricht inspieriert. Aber ob Aufmachung und Layout die heute doch medial verwöhnten Kinder ansprechen werden, darf zumindest hinterfragt werden. Und was die inhaltlichen Schwachstellen betrifft, ist hier beileibe nicht alles erwähnt. Dabei ist es schon eine Leistung, in einem Buch über Berlin ohne das Wort Kiez auszukommen. Was soll ich sagen? Vielleicht bin ich ja mal wieder zu anspruchsvoll. Omas Urteil zumindest ist etwas milder: „Im Großen und Ganzen ist das Buch schon okay.“

                                                                                   Eva Boos, Dorothee Fleischmann, Anne Bernhardi, Mein Berlin-Buch                        emons:, Köln, 128 Seiten, 2017, 16,95 Euro, ISBN 978-3-7408-0098-7

Ein süßer Gruß als Dank

Opa hat am Wochenende unerwartete Post bekommen. Eine meiner ehemaligen Studentinnen schrieb mir und gratulierte zum 4. Geburtstag von Opas Blog, den sie seit dem Besuch meines Seminars “Unternehmenskommunikation” regelmäßig besucht. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet und habe mich riesig gefreut. Noch mehr gefreut habe ich mich jedoch darüber, dass sich die junge Dame mittlerweile selbständig gemacht und (mit einer anderen jungen Dame) ein eigenes kleines Unternehmen in Wernigerode, der bunten Stadt am Harz, gegründet hat. Dabei habe sie, so schrieb die Jungunternehmerin, die “vielen guten Impulse aus dem Seminar” bereits anwenden können. “Mit diesem süßen Gruß aus eigener Produktion möchte ich mich herzlich für Ihren tollen Input bedanken”, schloss sie und machte mich natürlich neugierig. Der “süße Grüß” entpuppte sich dann als Lenchen – Der Lebkuchen, der nach einem alten (und noch weiter verfeinerten) Familienrezept hergestellt und von den beiden vertrieben wird. Was soll ich sagen? Auch aus Student(inn)en werden Leute. Da sage noch einer, in Deutschland geben es keinen Unternehmermut mehr. Was den Lebkuchen betrifft, habe ich ihn noch nicht probiert, sondern für eine ganz besondere Gelegenheit aufbewahrt. Ich werde ihn nämlich in einen eigenen Nachtisch integrieren. Lassen Sie sich überraschen.

Nach einem alten (und weiter verfeinerten) Familienrezept: Lenchen – Der Lebkuchen.