Padawan und Opi-Wan Kenobi

Als altem Star Wars-Fan ist mir heute dass Herz aufgegangen. Als Oma gerade das Abendessen – auf dem Speisezettel standen Schinken-Nudeln – vorbereitete, bin ich mit unserem Jüngsten seine aktuellen Lernwörter durchgegangen. Dabei hielt sich die Begeisterung des Kleinen durchaus in Grenzen. Jedenfalls waren Vokabeln wie “schrecklich”, “irgendwann” oder “Schnitzeljagd” nicht dazu angetan, seine Laune auf ein höheres Niveau zu heben. Die ganze Situation erfuhr aber ganz plötzlich eine Wende, als ich ihn mit “mein sehr junger Padawan” ansprach. “Ich bin kein Padawan”, erwiderte er zunächst recht trotzig – nicht wissend, dass Obi-Wan Kenobi zu seinem Schüler Anakin Skywalker einmal gesagt hat: “Du musst noch sehr viel Lernen, mein sehr junger Padawan.” Als ich ihm das dann erklärte, schaute mich unser Kurzer verschmitzt an und sprach mich mit voller Ehrerbietung an: “Opi-Wan Kenobi!” Was soll ich sagen? Ich habe nur noch die Hände vor mein Gesicht gehalten, so dass es sich richtig schön schwer schnaufend hinter einer Atemmaske anhört: “Ich bin Dein Großvater!”

PS: Für diejenige, die sich mit Star Wars nicht so gut auskennen: Padawan, oder auch Grüner Junge war laut Jedipedia ein Rang des Alten Jedi-Ordens, der sich auf den Fortschritt in der Ausbildung zum Jedi-Ritter bezog. Es war der zweite Rang nach dem Jüngling und unterschied sich dadurch von diesem, dass ein Padawan allein von einem Jedi-Ritter oder -Meister ausgebildet wurde, während Jünglinge in Gruppen einem Meister zugeteilt waren. Im Stande eines Padawans bauten die Schülerinnen und Schüler auch ihr eigenes Lichtschwert. Während die Jünglinge im Jedi-Tempel bleiben mussten, durften die Padawane den Tempel verlassen und gingen zusammen mit ihrem Meister auf Missionen.

Schöne Schultern

Es gibt Szenen in Filmen, die sie sind so bärenstark, dass man sie sich gar nicht oft genug anschauen kann. Letztens war es wieder soweit, als Kommissar Adam Danowski Premiere im ZDF hatte. Der etwas schrullige Ermittler, der einen in der Tat an Colombo erinnert, leidet: Nicht an einem Tumor, wie man bis weit über die Hälfte des Films glaubt, sondern an Hypersensibilität. Das bedeutet, wie er seinem Kollegen in unnachahmlicher Weise schildert, dass zu viele Eindrücke ungefiltert auf ihn einstürmen und er Mühe hat, sie zu ordnen und zu verarbeiten. Deshalb ist er auch schneller gestresst als andere und überfordert. Seine Festplatte läuft heiß, zu viel Informationen: Sein System kollabiert. Doch Gott sei Dank hat ihm der Amtsarzt etwas verordnet: Eine Rosine fürs Achtsamkeitstraining. Wenn Danowski alias Milan Peschel sich auf sie konzentriert, fährt seine Festplatte runter. Man muss das einfach gesehen haben. Dieser Dialog ist für die Ewigkeit, wobei ich den absoluten Höhepunkt noch nicht einmal erwähnt habe. Denn nachdem der LKA-Mann die Wirkungsweise der Rosine geschildert hat, kommt der Satz aller Sätze, garniert mit einem einmaligen Lächeln: „Aber Du solltest mal Franka sehen, meine Therapeutin. Die hat schöne Schultern.“ Was soll ich sagen? Was Besseres als die Antwort seines von Andreas Döhler gespielten Kollegen „Finzi“ fällt mir da auch nicht ein: „Auf was Du alles achtest, Schultern …“ Wer sich von der Genialität selbst überzeugen will, sollte sich beeilen. Noch ist „Blutapfel“ in der ZDF-Mediathek abrufbar. Wer schnell zum Punkt kommen will: Den Dialog gibt’s zwischen 48:28 und 49:47. Und wer sich selber ein Bild von Dr. Franka Simon (Anna Schäfer) machen will, muss nur etwas vorspulen: 01:18:52. Auch an dieser Stelle soll „Finzi“ das letzte Wort haben: „Schöne Schultern.“

Jetzt, bevor du stirbst

The Bucket List (Das Beste kommt zum Schluss) ist eine anrührende Geschichte von zwei Männern, die beide an Krebs erkrankt sind und alsbald den Löffel abgegeben werden. Diese Redewendung stammt übrigens aus dem Mittelalter, als die Leute bettelarm waren und sich schon wohlhabend fühlten, wenn sie einen Löffel – vielleicht sogar aus Metall – besaßen. Und wenn man eben diesen Löffel abgab, war das gleichbedeutend mit sterben. Die Löffelliste ist also eine Liste mit Dingen, die man in seinem Leben noch tun will, bevor man den Löffel abgibt. Normalerweise erstellt man so eine Liste selbst. Doch jetzt habe ich von einer guten Freundin erfahren, dass das auch ganz anders sein kann. Ihre Kinder nämlich haben angemahnt, sie solle unverzüglich – im Originalton: Jetzt, bevor du stirbst – deren Lieblingsrezepte aufschreiben. Nun ist es nicht so, dass sie alsbald mit dem Tode rechnen müsste. Aber die Kinder wollen offensichtlich auf Nummer sicher gehen. Was soll ich sagen? Die deutsche Sprache kann schon hart sein – ebenso die Jugend. Aus meiner Sicht als Großvater kann ich da nur empfehlen: Eile mit Weile oder Immer langsam mit den jungen Pferden.

Der Film im Film im Film …

Oma und Opa sind bekennende und begeisterte Tatort-Fans und haben auch am vergangenen Sonntag – wie eigentlich jede Woche – pünktlich um 20.15 Uhr vor dem Fernseher gesessen. Und dieses Mal hat es sich besonders gelohnt. Meta heißt die Folge, die passend zur derzeit stattfindenden Berlinale in Berlin auch aus der Hauptstadt kommt und ebenfalls während der Berlinale spielt. “Auf verstörende Art schildert ein Thriller auf der Berlinale den Mord an einer Prostituierten. Rubin und Karow sind sprachlos, denn was die Polizisten Rolf Poller und Felix Blume im Film Meta ermitteln, passt zu ihrem aktuellen Fall”, heißt es in der Beschreibung des Senders. Mehr noch: Der Film ist der Film im Film, der im Film der Film ist. Das haben Sie jetzt ganz sicher nicht verstanden. Macht nichts: Denn der Film ist nur ein Film, wobei man manchmal nicht weiß, in welchem Film man gerade ist – auf jeden Fall nicht im falschen. Was soll ich sagen? Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Es ist zwar nur ein Film. Aber den sollte man unbedingt gesehen haben. Zeit bleibt noch ein wenig. Die Tatort-Folge kann bis zum 20. März in der Mediathek abgerufen werden.

Manchmal weiß man nicht mehr, in welchem Film man gerade ist, auf jeden Fall nicht im falschen.                                                                                         Foto: rbb/Reiner Bajo

Wieder mal roter Teppich

Im letzten Jahr waren Oma und Opa verhindert, aber in diesem Jahr haben wir uns den roten Teppich des 14. Deutschen Hörfilmpreises nicht entgehen lassen. Entsprechend herausgeputzt haben wir uns auf den Weg ins Kino International in Berlin gemacht, in dem die Preisverleihung erstmals stattfand. Und dort wartete in der Tat der ganz große Bahnhof, als ob ganz Hollywood zugesagt hätte. Jedenfalls wurden die Fotografen nicht enttäuscht, filmische Prominenz war ausreichend vertreten und gab dem Preis einmal mehr einen würdigen Rahmen, der von Yvonne Catterfeld & Trio komplettiert wurde. Ach, Sie fragen sich, was denn überhaupt ein Hörfilm ist. Also, ein Hörfilm ist ein Kino- oder Fernsehfilm mit zusätzlichen akustischen Bildbeschreibungen, um die Beiträge „sehen“ zu können. In den Dialogpausen vermitteln knappe Erläuterungen die visuellen Elemente einer Szene. Diese Technik, die blinden und sehbehinderten Menschen einen direkten Zugang zu Fernsehen, Kino und Theater eröffnet, nennt sich Audiodeskription. Was soll ich sagen? Es ist nicht zu fassen, dass sich in den privaten Fernsehsendern auch zwei Jahre nach Opas letzter Kritik in dieser Sache immer noch nichts getan hat. Ich bin zwar überhaupt kein Freund staatlicher Regulierung. Aber wenn sich bald nichts merklich ändert, sollte der Gesetzgeber in der Tat eingreifen. Wenn man bedenkt, dass eine Audiodeskription durchschnittlich so um die 5.000 Euro kostet, ist diese sture Verweigerungshaltung der Privaten wirklich nicht zu verstehen. Hier können sie sich an den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Beispiel nehmen.

IMG_2666Erwischt: Oma auf dem roten Teppich des 14. Deutschen Hörfilmpreises in Berlin.

Isch des Bio?

Nur ein Geheimtipp ist sie schon lange nicht mehr, vielmehr ist sie ein YouTube-Star: Bärbel Stolz, die in unnachahmlicher Weise die Prenzlschwäbin darstellt. Da konnte der SPD-Politiker Wolfgang Thierse, der im Berliner Szenekiez Prenzlauer Berg wohnt, so viel wettern, wie er wollte: “Ich habe gegen das Schwäbische und Bayerische nichts, dass soll da gesprochen werden, wo sie wohnen, hier in Berlin möchte ich gerne, dass das Berlinerische noch eine Chance hat.“ Die Prenzlschwäbin hat ihn sozusagen mit ihrem schwäbischen Charme überrollt. Da wird gegen Mitte gewettert, da werden Münchner und Touristen beargwöhnt, da heißen die Kinder Friedrich-Antony, Wikipedia und Xenia-Adelheit, da geht es um Kokosnuss-Wasser und Mandelmilch oder die Eisgeschmacksrichtungen Karamell-Fleur-de-Sel und Lavendel-Hibiskus. Dann bewegt die Prenzlschwäbin natürlich die Frage: Isch des Bio? Und zu guter Letzt werden 15 Euro der Quadratmeter als “super” bezeichnet und 30 Quadratmeter für 1050 Euro warm mit “ei ja” kommentiert. Was soll ich sagen? Wem die Prenzlschwäbin gefällt, kann sie ja bei YouTube abonnieren oder sich auf den Erzählband über die Erlebnisse einer Schwäbin in Berlin freuen, an dem Bärbel Stolz gerade arbeitet und der im Sommer 2016 im Goldmann-Verlag erscheinen soll.

Amüsante Angelegenheit

So, nachdem Opa den Film hat sacken lassen, ist es soweit: Die Rezension von “Gut zu Vögeln”, der am 14. Januar 2016 in die Kinos kommt, ist fertig und nun auch online. Dabei ist für Opa klar: An dem Film werden sich die Geister scheiden. Dazu braucht es nicht einmal den Kulturspagat, den Oma und Opa am Tag der Pressevorführung hinlegen mussten. Wie dem auch sei: Insgesamt ist der Film eine amüsante und unterhaltsame Angelegenheit, auf die man sich eben einlassen oder es sein lassen muss. Was soll ich sagen? Wie gut, dass es verschiedene Geschmäcker gibt.

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