Ein trauriger Befund

Es ist schon ein trauriger Befund: Jedes fünfte Elternpaar würde sich nicht noch einmal für Kinder entscheiden. Und mehr als die Hälfte der Eltern kann das Gefühl der Reue verstehen. Das fand eine Online-Studie der Internet-Gemeinschaft „YouGov“ heraus. Dafür wurden über 1200 Eltern befragt, insgesamt über 2000 Personen. Insofern ist das Ergebnis durchaus repräsentativ – aber auch nicht neu. 2015 tauchte das Thema „Regretting Motherhood“ – die Mutterschaft bereuen – erstmals in der deutschen Öffentlichkeit auf, nachdem eine gleichnamige Studie von der israelischen Soziologin Orna Donath veröffentlich worden war. Was soll ich sagen? Ich will jetzt nicht den Stab über diese Eltern brechen. Aber irgendetwas muss doch in unserer Gesellschaft ziemlich schiefgelaufen sein, wenn ein so großer Prozentsatz an Eltern mit dem Glück Kinder offenbar nichts mehr anfangen kann. Vor allem wenn als Grund für die elterliche Reue wenig Zeit für die persönliche Entfaltung sowie die Karriere genannt wird, macht das zumindest Oma und Opa betroffen. Denn das scheint ja Egoismus pur zu sein, der da zu Tage tritt. Dabei ist evolutionsbiologisch gesehen Altruismus offenbar sinnvoller als Egoismus. Jedenfalls haben mehrere Studien nachgewiesen, dass eher kooperatives Verhalten das langfristige Überleben der Menschen gesichert hat. Schweizer Wissenschaftler haben jetzt sogar das Areal im Gehirn gefunden, in dem die egoistischen Impulse kontrolliert werden: der vordere Stirnlappen. Da fällt mir ein: Wie wurde nochmal geistiger Horizont definiert? Ach ja: Durch den Abstand zwischen Stirn und Brett.

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… worauf es ankommt

Sie glauben, Sie kennen Ihre Kinder bzw. Enkelkinder? Na, dann sagen Sie doch mal voraus, was die Kleinen sich am meisten von Ihnen wünschen. Süßigkeiten!? Spielzeug!? Hund!? Pferd!? Traumauto!? Wenn Sie da nicht mal total daneben liegen. Die Deutsche Bahn hat jetzt Eltern und Kinder unabhängig voneinander befragt. Was dabei herausgekommen ist, haut einen um – rational wie emotional. Was soll ich sagen? Kinder sind offensichtlich klüger, als viele denken. Jedenfalls wissen sie, worauf es ankommt. Aber sehen Sie selbst.

Die Familie lebt

Die Ergebnisse einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über “Großelternschaft im Wandel – neue Beziehungsmuster in der modernen Gesellschaft” sind, wenn auch nicht ganz neu, so doch eindeutig: Großeltern sind wichtiger denn je! Der Autor der Studie, François Höpflinger, fasst das so zusammen:

  • Die Großelternrolle genießt heute eine hohe Akzeptanz. Ihre gesellschaftliche Bedeutung bezieht sie aus ihrer Rolle als zusätzliche Bezugsperson und als Betreuung von Kleinkindern, ohne sich in die Erziehung der Enkel einzumischen.
  • Die Beziehung zwischen den Enkeln und den Großeltern ist heute enger als in früheren Generationen und dies obwohl die junge Familie und die Großeltern ihr Alltagsleben weitgehend selbstständig organisieren.
  • Die verschiedenen Generationen leben zumeist in getrennten Haushalten. Drei Generationen-Haushalte sind relativ selten.
  • Die Qualität der Beziehung zwischen Großeltern und Enkeln hängt auch stark von der Qualität der Beziehung ab, die Großeltern zu ihren eigenen Kindern haben.
  • Großeltern gestalten vor allem die Freizeit der Enkel und bieten ihnen, was in jungen Familien häufig Mangelware ist: Zeit, Gelassenheit und soziale Bindung. Hauptträgerin der Familienbeziehungen ist die Großmutter mütterlicherseits.
  • Im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern haben in Deutschland Enkel eine positive Wirkung auf die Lebensqualität älterer Menschen. Dies hängt mit dem wirtschaftlichen Wohlstand und der sozialpolitischen Absicherung zusammen, die jeder Generation ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit erlaubt.

Was soll ich sagen? Das, was hier eher wissenschaftlich formuliert und etwas unterkühlt daherkommt, heißt doch nicht anderes: Großeltern lieben ihre Enkel und umgekehrt. Da sage noch einer, dass die Familie tot ist. Nein, das Gegenteil ist der Fall: Die Familie lebt!

PS: Übrigens ist es auch bei uns so, dass Oma, wie es in der Studie heißt, “Hauptträgerin der Familienbeziehungen” ist – Oma ist eben doch die Allerbeste.

Weihnachtsstress? Nö!

„Wir tappen jedes Jahr in die Stressfalle“, lautete dieser Tage eine Überschrift in den Medien. Einkaufen, Baum schmücken, Familie – diese drei Faktoren wurden dabei dafür ausgemacht, dass die weihnachtliche Harmonie gestört wird. Oma und Opa können das gar nicht verstehen. Eingekauft haben wir am Samstag und am Sonntag. Am Samstag war es zwar ziemlich voll. Von der vielfachen Hektik aber haben wir uns erst gar nicht anstecken lassen, sondern uns zwischendurch sogar noch ein paar Pommes frites gegönnt. Die Geschenke, die wir einkaufen wollten, haben wir jedenfalls alle bekommen. Die Lebensmittel waren dann am Sonntag dran. Da war es so leer, dass wir uns im Supermarkt schon fast einsam gefühlt haben. Auch das Baum schmücken lässt unseren Blutdruck nicht ansteigen. Dabei haben wir noch gar nicht entschieden, ob wir den Baum am Heiligabend vor Heiligabend aufstellen und schmücken, oder am Heiligabend vor Heiligabend vor Heiligabend. Und die Familie? Na, da gibt es überhaupt keinen Stress. Vielmehr genießen wir einfach, dass wir uns haben. Was soll ich sagen? So schön kann Weihnachten sein.

Nagel auf den Kopf getroffen

Manchmal schaffen es Firmen, herzergreifende Spots zu produzieren. Wie das alles fachlich heißt und zu bewerten ist, kann man hier nachlesen. Aber die Geschichte, die in dem Spot erzählt wird, ist, wie die Manomama schrieb, keine Werbung, sondern “bitterhart & wundervoll”. Vor allem passt sie in unsere Zeit, in der die Menschen zuweilen kaum noch Zeit für einander haben. Und welcher Zeitpunkt wäre besser, solch einen Spot zu platzieren, als die Vorweihnachtszeit. Was soll ich sagen? Auch wenn der Spot in Deutschland dazu führt, dass nur ein paar Opas oder Omas weniger als sonst an Weihnachten alleine sind, dann haben die Macher des Films den Nagel auf den Kopf und die Firma kann mit Fug und Recht behaupten: Wir lieben nicht nur Lebensmittel …

Bald im Kino: “Gut zu Vögeln”

Unsere beiden Töchter, das muss man einfach so sagen, sind wirklich gut geraten. Als Mama und Papa ist man da stolz wie Bolle, wie die hier in Berlin sagen. Aber – keine Angst meine Töchter, das wird jetzt keine Einschränkung – Oma und Opa haben in ihrem Elterndasein durch eure Freundinnen so manches zusätzliche Kind bekommen. Was die körperliche Präsenz betrifft, so war das immer nur temporär. Doch mit Provisorien ist das bekanntlich ja so: Sie halten am längsten. Und dann wird aus dem einen oder anderen (Gast-)kind ein Kind, das die temporären Eltern ein Leben lang begleiten – zumindest in Gedanken und Wünschen. Eines dieser Kinder, mittlerweile eine junge Dame, ist gerade dabei, so richtig durchzustarten. Im Fernsehen hat sie sich als Regisseurin bereits einen Namen mit geschichtlichen Dokumentationen gemacht. Jetzt gibt sie ihr Kinofilm-Debüt mit “Gut zu Vögeln”. In dieser anti-romantischen Komödie geht es um eine kurz vor ihrer Hochzeit sitzengelassene Frau, die in eine Männer-WG einzieht und von wahrer Liebe erst einmal nichts mehr wissen will. Der offizielle Trailer, der jetzt erschienen ist, ist schon ziemlich vielversprechend. Wenn der Film, der ab 14. Januar 2016 in den Kinos anläuft, auch nur halb so gut ist, dann hat er beste Chancen, sich in die Liste der deutschen Komödien einzureihen, die in letzter Zeit so erfolgreich waren. Was soll ich sagen? Dass wir unserem (Gast-)Kind die Daumen halten, versteht sich ja wohl von selbst. Und stolz sind wir auf sie ohnehin, wie auf unsere beiden Töchter auch. Aus Kindern werden eben Leute.

PS: Wer bei dem Filmtitel an Böses denkt, dem ist auch nicht zu helfen. Die Abendzeitung druckte bereits Mitte/Ende der 80er Jahre in Versalien eine Schlagzeile, die da über dem Bild einer Tauben fütternden Marktfrau am Viktualienmarkt verkündete: MÜNCHNERINNEN SIND GUT ZU VÖGELN. Wie sagt einer der Hauptdarsteller doch so schön: “Gut zu Vögeln. Was für ein Kack-Wortspiel. Das hab’ ich nie verstanden.”

Zum Fressen gern

Haben Sie es gewusst? Der 6. Juli, also gestern, war der Tag des Kusses. Und, haben Sie geküsst? Nein, das ist nicht nur schade – vor allem für Sie -, sondern auch ziemlich ungesund. Denn, so wollen Wissenschaftler jetzt herausgefunden haben, Menschen, die küssen, leben länger, bis zu fünf Jahre. Wenn das nichts ist. Da lohnt es doch, hier und da mal ein Küsschen zu verteilen oder einzufordern. Unsere beiden Enkel lassen es an gegenseitigen Liebesbekundungen nicht fehlen, auch wenn sie sich manchmal streiten wie die Kesselflicker. Auch Oma hat immer ein Kussmündchen für Opa übrig. Nur vor unserer Tür haben das ein paar tierische Zeitgenossen offenbar total missverstanden. Ein Rabe wollte jedenfalls einer Taube ihren Nestinhalt streitig machen, so dass die Taube wiederum mit ihrem Schnabel keine Liebkosungen zu verteilen hatte, sondern ein paar handfeste Schellen, die ausreichten, dass der Rabe unverrichteter Dinge das Weite suchte. Was soll ich sagen? Das mit dem “Ich hab’ dich zum Fressen gern” kann offenbar ganz leicht missverstanden werden.

Kuss1  KussmundWährend unsere Enkel (das Bild entstand vor zwei Jahren) unzertrennlich und wie Brüder sind, auch wenn sie sich mal streiten, hat Oma für Opa immer ein Kussmündchen parat.

PS: Nicht vergessen, für Opa bei der METRO Kochherausforderung zu voten!

Das ganze Jahr Muttertag

Den Tagesspiegel in Berlin plagen ja düstere Visionen hinsichtlich des heutigen Muttertages: “Generell scheint der Brunch als Allzweckwaffe zu gelten, gern angepriesen mit dem Nachsatz ‘Damit Mutti sich hinterher um den Abwasch keine Gedanken machen muss.’ Die häkeldeckchenhafte Betulichkeit solcher Sätze legt den Verdacht nahe, dass der Muttertag in Berlin längst heimlich zum Omatag umgeschaltet wurde, dessen Zugangsberechtigung die Mutter erst im Rentenalter erreicht. Endlich Zeit für Dampferfahrt, Kännchennurdraußen und einen finalen Eierlikör”, steht da unter der Überschrift “Alles in Mutter” im Lokalteil. In der Beilage CAUSA heißt es in der derselben Ausgabe: “Viele Frauen können sich am Muttertag aber selbst über eine Flasche ‘Veuve Clicquot’ nicht richtig freuen. Die rituelle Mutti-Ehrung widerspricht dem Selbstbild vieler Frauen. Die meisten haben heute ein eigenes Einkommen. Sie sind nicht angewiesen auf das gönnerhafte Überreichen kleiner Präsente.” Was soll ich sagen? Ich weiß ja nicht, wo die beiden Autoren – übrigens ein Mann und eine Frau – ihre Erkenntnisse her haben. Aber bei uns in der Familie freuen sich mit Oma und meinen zwei Töchtern gleich drei gestandene und selbstbewusste Frauen über diese “kleineren Präsente” – denn sie sind mit Liebe und Wertschätzung geschenkt. Und im übrigen ist bei uns nicht nur am zweiten Sonntag im Mai Muttertag, sondern mehr oder weniger das ganze Jahr über.

Blumen MuttertagMit Liebe und Wertschätzung geschenkt: Blumen für Oma zum Muttertag.

Ganz schön kreativ unsere Ahnen

Der Stammbaum der Familie Flüggen, so wie ihn vor allem ein Familienmitglied dankenswerter Weise erforscht hat, reicht mittlerweile bis ins 17. Jahrhundert zurück. Als Identifikationsfigur haben wir uns allerdings den Maler Gisbert Flüggen (1811-1859) ausgesucht, von dem wir, die sich bei den Familienzusammenkünften treffen, alle abstammen. Er selbst stand auch schon im Mittelpunkt diverser Treffen, so dass es jetzt an der Zeit war, sich auch einmal anderen Familienmitglieder zuzuwenden. So haben wir bei unserem jüngsten Familientreffen zunächst – wie bereits berichtet – die Müngstener Brücke besucht, an dessen Bau August Flüggen, der älteste Sohn Gisberts, jedenfalls in irgendeiner Form beteiligt war. Danach haben wir uns Joseph Flüggen zugewandt, dem drittältesten Sohn Gisberts, der in die Fußstapfen seines Vaters gestiegen und ebenfalls Maler geworden ist. So hat er unter anderem auf Schloss Drachenburg in Königswinter im Treppenhaus diverse Wandmalereien sowie acht Gemälde von deutschen Kaisern und Königen geschaffen, die – sofern noch erhalten – restauriert sind und von uns natürlich in Augenschein genommen wurden. Was soll ich sagen? Ob Ingenieur oder Maler – ganz schön kreativ unsere Ahnen.

IMG_0927Das Gemälde von Kaiser Barbarossa ist eines von acht Gemälden, die deutsche Kaiser und Könige zeigen. Das Bild unten zeigt eine Reproduktion einer Wandmalerei nach einer Postkarte, die dann auf Leinwand gedruckt wurde und als Motiv Schneewittchen zeigt. Schneewittchen

Auf den Spuren unserer Vorfahren

Nach rund einem Jahr war es jetzt wieder soweit: Die Familie von Opa hat sich zu ihrer jährlichen Zusammenkunft getroffen. Nachdem wir 2014 in Bergen am Chiemsee waren, haben wir uns in diesem Jahr in Königswinter am Rhein versammelt und sind von dort aus auf den Spuren unserer Vorfahren gewandelt. Ein Ziel war die Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid, die mit 107 Metern auch heute noch die höchste Stahlgitterbrücke Deutschlands ist. Sie ist 465 Meter lang und hat damals anno 1897 genau 2.646.368,25 Mark gekostet. Gebaut wurde sie von der Firma MAN – Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, bei der auch mein Urgroßvater August Flüggen – also der Sohn des bekannten Genremalers Gisbert Flüggen – tätig war. In den Analen wird zwar immer sein Chef, der Ingenieur Anton von Rieppel als Schöpfer der Brücke genannt. In unserer Familie aber wurde immer überliefert, dass die grundsätzliche Idee der Brücke von einem Urgroßvater stammt. Der Unterschied zur schließlich gebauten Brücke soll sein, dass der Bogen jetzt direkt an die oberen Träger reicht, während August Flüggen noch Zwischenträger geplant hatte. Wie dem auch sei, es ist schon beeindruckend, was damals bereits zu Wege gebracht wurde. Was soll ich sagen? Was wir uns dort noch alles angesehen haben, berichte ich morgen. Nur so viel sei hier und heute schon verraten: Gefeiert haben wir natürlich auch. Und es war wie immer, ganz, ganz herzlich und viel zu kurz.

IMG_0881Die Müngstener Brücke: Die grundsätzliche Idee soll von meinem Urgroßvater stammen.IMG_0891