Ertappt!

Oma ist eine echte Allrounderin: Kochen, backen, malen, basteln, Fußball spielen und bei noch vielem mehr muss sie herhalten, wenn die Enkel bei uns sind. Besonders beim Fußball hat sich herauskristallisiert, dass unsere Kleinen die Regeln öfters mal nach ihren Vorstellungen ändern, wenn’s gerade so passt – für sie natürlich. Zuweilen werden die Regeländerungen, so sie nicht sofort befolgt werden, mit einem energischen Ton angemahnt. Und das hört sich dann so an: “Wie oft muss ich das noch sagen!” Und was soll ich sagen? Kinder sind doch immer wieder ein Spiegelbild der Erwachsenen. Ich weiß nicht, wie oft der Satz bei unseren Kindern daheim fällt. Aber ich kann mich dunkel erinnern, dass Oma diesen Satz früher auch öfters mal gebraucht hat. Oder war das ich …? Egal, wir Erwachsenen fühlen uns ertappt!

Elf Tage digitales Fasten

Elke Tonscheidt, eine ausgesprochen nette Blogger-Kollegin von Opa, hat gerade mit einer Diät begonnen, die eine echte Herausforderung darstellt: Netz-Diät heißt das Unterfangen und soll elf Tage dauern. Dabei hat das Ganze mit Essen, bei dem man sich vielleicht ein Netz vor den Mund spannt, nichts zu tun. Nein! Netz-Diät ist so etwas wie digitales Fasten und bedeutet konkret: Elf Tage ganz ohne Internet. „Nix mal schnell googeln, kein Foto posten, nicht mal eben gucken, wie das Wetter morgen wird“, schreibt sie in ihrer Ankündigung. Ich bin ja mal gespannt, ob sie das durchhält. Denn für leidenschaftliche Medien-Menschen, wie sie einer ist, ist das sicherlich nicht einfach. Was soll ich sagen? Ich weiß noch nicht so genau, was ich von der Aktion halten soll. Denn daran, dass ein Totalverzicht zum richtigen Umgang mit den diversen Medien beiträgt, mag ich nicht so recht glauben. Analog zu einem bekannten Slogan in Sachen Alkohol neige ich eher zu der Aussage: Gar kein Netz ist auch keine Lösung. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Was glauben Sie? Lassen Sie es mich hier auf Opas Blog wissen. Ich gebe das dann gerne auch gebündelt an ohfamoos weiter.

Kein InternetKeine Verbindung ins Internet: Blanker Horror oder Entspannung pur, das ist hier die Frage?

Papst-Äußerung völlig daneben

Eigentlich genießt Papst Franziskus Opas ganze Sympathie. Eigentlich, denn was das Oberhaupt der katholische Kirche da gerade zum Besten gegeben hat, geht gar nicht. Da stellte er nämlich einen Vater als vorbildlich dar, der seine Kinder schlage, aber nicht ins Gesicht, da dies ihre Würde verletze. Das ist, um es klipp und klar zu sagen, unsäglich und völlig daneben – vor allem, wenn man bedenkt, dass weltweit sechs von zehn Kindern zwischen zwei und 14 Jahren regelmäßig körperlich bestraft werden, knapp jedes sechste Kind muss sogar heftigen Schlägen erleiden. Wir reden da von einer Milliarde Kinder, bei denen Gewalt in der Erziehung trauriger Alltag ist. Dabei heißt es in Artikel 19 der vor mehr als 25 Jahren in Kraft getretenen Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen: „Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Gesetzgebungs-, Verwaltungs-, Sozial- und Bildungsmaßnahmen, um das Kind vor jeder Form körperlicher oder geistiger Gewaltanwendung, Schadenszufügung oder Misshandlung, vor Verwahrlosung oder Vernachlässigung, vor schlechter Behandlung oder Ausbeutung einschließlich des sexuellen Missbrauchs zu schützen, solange es sich in der Obhut der Eltern oder eines Elternteils, eines Vormunds oder anderen gesetzlichen Vertreters oder einer anderen Person befindet, die das Kind betreut.“ Auch der Heilige Stuhl, zwar nicht Mitglied der Vereinten Nationen und nur mit einem Beobachterstatus ausgestattet, hat diese Kinderrechtskonvention ratifiziert. Was soll ich sagen? Es ist mehr als nur schade, dass der Papst, der ansonsten ja ziemlich erfrischend daher kommt, sich bei diesem Thema derart vergaloppiert hat. Aber vielleicht besitzt er ja die Größe, seinen Fehler einzugestehen und klarzustellen: Gewalt gegen Kinder ist ein absolutes Tabu. Ansonsten wird er wohl damit leben müssen, dass Kinder prügelnde Erwachsene die Papst-Äußerung als Rechtfertigung anführen. Und das kann er doch sicher nicht wollen.

“Das weiß ich von Papa”

Unseren beiden Enkeln entgeht ja nichts. Als sie letztens bei uns waren, hatte der große irgendwie mitbekommen, dass dort auf der Straße ein Auto mit einem nicht-deutschen Kennzeichen stand. Da das Schild gelb war, wie dies in den Niederlanden üblich ist, vermutete er: “Das kommt aus Holland!” Kam es aber nicht, sondern aus Großbritannien, wohin es Nachbarn von uns vorübergehend verschlagen hatte und die jetzt wieder da sind. “Nein, das kommt aus England”, ließ Oma ihn wissen, woraufhin er sofort zu seinem Cousin sagte: “Lass uns mal schauen, da muss das Lenkrad ja auf der anderen Seite sein.” Und in der Tat, das Lenkrad befand sich dort, wo in Deutschland normalerweise der Beifahrer sitzt. Als Oma wissen wollte, woher er denn diese Erkenntnis habe, kam es wie aus der Pistole geschossen: “Die haben dort Linksverkehr. Das weiß ich von Papa.” Was soll ich sagen? Sage noch einer, Kinder lernten zu Hause nichts.

IMG_1883Dieses Auto kommt eindeutig aus Großbritannien, und dort haben sie Linksverkehr.

Konsequente Erziehung

Unsere beiden Enkel haben nicht nur gutes Benehmen, sondern sind sogar echte Charmebolzen. Wenn Sie bei Oma und Opa eingeladen sind oder auch zu Hause essen, kann man auf das andernorts vielfach zu hörende „Igitt, das schmeckt nicht!“ lange warten. Selbst wenn es mal vorkommt, was ohnehin selten genug der Fall  ist, dass wir oder ihre Eltern ihren Geschmack nicht zu 100 Prozent treffen, dann äußert sich der Ältere äußerst gefühlvoll: “Das ist nicht (ganz) mein Geschmack.” Der Jüngere setzt fast noch einen drauf, wenn er noch diplomatischer zum Besten gibt: “Lecker. Aber das ist nicht meins.” Was soll ich sagen? Benehmen ist doch keine Glücksache, sondern Ergebnis konsequenter Erziehung. Oma und Opa sind richtig stolz auf ihre Kinder und Enkelkinder.

Ganz schön anstrengend

Auch für Kinder ist das Leben manchmal ganz schön anstrengend. Das musste unser ältester Enkel ausgerechnet im Urlaub feststellen. Jedenfalls durfte er an einem Tag alles bestimmen. Doch diese grenzenlose Freiheit, ein Ausflugsziel auszuwählen, ein Lokal auszusuchen, selbst zu bestellen und noch vieles andere mehr, all das kann einen schon fertig machen. Als seine Mutter merkte, dass sich der kleine Mann mit dieser großen Verantwortung nicht so leicht tat, meinte sie zu ihm: “Ziemlich anstrengend, nicht?” “Ja”, antwortete er, “ganz schön anstrengend.” Irgendwie muss ihn dieses Phänomen weiter beschäftigt haben. Ein paar Tage später wollte er dann unbedingt selbst aussuchen, welche Geschichte seine Mutter ihm zum Einschlafen vorlesen sollte. “Wenn ich das jetzt mal bestimme, dann hast du es nicht so schwer”, begründete er sein Vorgehen. Was soll ich sagen? Nicht nur verantwortungs-, sondern auch ausgesprochen rücksichtsvoll, der Kleine bzw. der Große.

„Bosheit ist kein Lebenszweck!“

„Max und Moritz machten beide, als sie lebten keine Freude“, heißt es in der Einleitung zu eben jener Bubengeschichte, die seit ihrer Erstveröffentlichung im Oktober 1865 Generationen von Kindern in ihren Bann gezogen hat. „Mit behaglichem Gekicher, weil du selbst vor ihnen sicher“, lauschen auch unsere beiden Enkel mit wachsender Begeisterung, wenn Opa die sieben Streiche dieser bösen Kinder vorliest, „die, anstatt durch weise Lehren sich zum Guten zu bekehren, oftmals noch darüber lachten und sich heimlich lustig machten.“ Und in der Tat ist ja das, was Max und Moritz der armen Witwe Bolte, Meister Böck, Lehrer Lämpel, dem Zuckerbäcker und Bauer Mecke antun, nicht von schlechten Eltern. „Aber, wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!!“ Da wird doch ziemlich deutlich: „Bosheit ist kein Lebenszweck!“, sondern rächt sich. Was soll ich sagen? Auch wenn die Geschichte dieser Bösewichter schon in die Jahre gekommen ist, hat doch die Darstellung und Unterscheidung von richtig und falsch sowie gut und böse nach wie vor ihre Berechtigung bzw. ist notwendiger denn je. Denn nicht einmal im Fernsehen mehr enden alle Kriminalgeschichten damit, dass am Ende das Gute siegt. Nur eben bei Wilhelm Busch bleibt es dabei: „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei mit der Übeltäterei!“

IMG_1682 Opa liest seinen Enkeln “Max und Moritz” vor: Steckt dahinter etwa auch ein kluger Kopf?

Es bleibt noch viel zu tun

Was Sie jetzt lesen werden, wird Sie zu Recht erzürnen: „Wenn es Zeit wird, die Rute anzuwenden, atmen Sie tief ein, entspannen Sie sich, beten Sie: ,Herr, lass das eine wertvolle Lektion werden. . . Reißen Sie Ihr Kind nicht herum. Erheben Sie Ihre Stimme nicht. Das Kind sollte die Rute an Ihrem ganz ruhigen, überlegten und beherrschten Geist kommen sehen. . . Wenn Sie sich auf das Kind setzen müssen, um es zu versohlen, dann zögern Sie nicht. Und halten Sie es solange in dieser Stellung, bis es aufgegeben hat. . . lassen Sie das Kind sich an einem Sofa oder einem Bett vornüber beugen; und während es in dieser Position steht, geben Sie ihm einige Ermahnungen. . . Ich finde fünf bis zehn Schläge meistens genug. Manchmal bei älteren Kinder, wenn die Schläge nicht kräftig genug sind, ist das Kind noch aufmüpfig. Wenn das der Fall ist, nehmen Sie sich Zeit zum Erklären und versohlen Sie weiter. Hören Sie mit Ihrer Disziplin nie auf, bevor das Kind sich ergeben hat.” So steht es in einem Erziehungsratgeber des amerikanischen Pfarrer-Ehepaares Pearl, der – so die Süddeutsche Zeitung im September 2000 – etwa 4.000 Mal von der Europäischen Missionspresse in Heidelberg in den vergangenen drei Jahren verkauft worden ist. Dass dieses Machwerk in Deutschland erst im Jahr 2010 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien verboten wurde, mag man kaum glauben, zumal das elterliche Züchtigungsrecht hierzulande im Jahr 2000 ersatzlos gestrichen und in § 1631 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches festgeschrieben wurde: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafung, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Dennoch werden nach Angaben von Fachleuten immer noch über ein Drittel der deutschen Kinder geschlagen. In den USA, welch Wunder bei derartiger Literatur, sind es sage und schreibe 85 Prozent. Was soll ich sagen? Es bleibt noch viel zu tun. Hierzulande und vor allem in den 160 (von 193) Ländern dieser Welt, in denen Gewalt gegen Kinder nach wie vor nicht verboten ist.

Tischmanieren

Kinder haben viel zu lernen. Dazu gehören auch Tischmanieren. Dabei geht es nicht nur darum, einigermaßen unfallfrei und ohne größere Verletzungen seinen Teller zu leeren. Sondern dazu gehört auch, dass man weiß, wie man sich bei Tisch zu benehmen hat. Insofern ist es erstaunlich, was man zuweilen in Restaurants erlebt. Vor diesem Hintergrund sind Oma und Opa bei ihren Enkeln – ebenso wie deren Eltern – darum bemüht, den kleinen Männern den korrekten Umgang mit Messer und Gabel sowie den anderen Tischutensilien näher zu bringen und immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass man mit geschlossenem Mund isst und nicht schmatzt. Als Oma neulich diesbezüglich mit unserem Jüngsten darüber sprach und meinte, dass sie manchmal auch Erwachsene sehe, die mit offenem Mund äßen, meinte der Kleine nur lapidar: „Manche lernen es nie.“ Was soll ich sagen? Kluges Kerlchen!

„əˈtenʃn pliːz“

Unsere Enkelkinder sind grundsätzlich lieb und wirklich gut zu haben. Das gilt bei Oma und Opa ebenso wie bei Mama und Papa. Umso erstaunter sind wir alle, wenn die Kleinen einmal ihren eigen Kopf durchsetzen und nicht das tun wollen, was die Erwachsenen gerade im Sinn haben. Opa hat derartige Situationen analysiert und auch schon einen wissenschaftlichen Namen dafür gefunden: Das hessische Weihnachtsbaum-Syndrom. Sie wollen sicher wissen, was es damit auf sich hat. Ganz einfach: Wenn aus den Kindermündern Sätze zu hören sind wie „Ich habe keinen Hunger“, „Ich will nicht in den Kindergarten“ oder „Ich will nicht ins Bett“, dann heißt das eigentlich meist nichts anderes als „əˈtenʃn pliːz“. Wenn Sie jetzt denken, der spinnt doch, kann ich Ihnen nur empfehlen: Lesen Sie das mal laut vor. Was soll ich sagen? Voraussetzung ist nur, dass Sie auch Englisch können. Sie verstehen das jetzt nicht? Dann gehen Sie kurz vor Weihnachten in Hessen mal dorthin, wo es Weihnachtsbäume zu kaufen gibt. Dann hören Sie auch nur „əˈtenʃn pliːz“ bzw. “əˈtenʃn ˈbɪtə”.