Wenn der Vater mit dem Sohne

Väter neigen ja dazu, ihren Söhnen das angedeihen zu lassen, was ihre Väter ihnen haben angedeihen lassen. So hält es aktuell auch einer unserer Schwiegersöhne, der auf den Spuren seines Vaters nun mit seinem Sohn durch Nordeuropa wandelt: Einmal Nordkap und zurück, lautet das Motto, das für unseren Enkel unvergesslich bleiben wird. Dabei kommt es in der Tat zu rührenden Momenten, von denen ich einen hier wiedergeben möchte. So gibt es in Schweden einen Ort, der heißt – wie der Papa unseres Schwiegersohnes – Jörn. Von dort gibt es nunmehr jeweils ein Foto unseres Enkels, seinem Vater und dessen Vater, natürlich mit Ortsschild. Was soll ich sagen? Wenn der Vater mit dem Sohne, nur noch viel, viel schöner.

Opa wie Papa, nur in alt

Es ist schon etwas her, da war ich wieder zum Geburtstag meines Schwiegersohnes eingeladen. Er ist in den 70ern geboren und hat fast so viele Jahre auf dem Buckel, wie meine Frau und ich uns kennen. Das sind in der Tat schon ein paar Jahre. Die Goldene Hochzeit lässt jedenfalls auch nicht mehr so lange auf sich warten. Doch das ist eine andere Geschichte. Bleiben wir bei der Geburtstagsfeier, zu der mein Schwiegersohn – wie jedes Jahr – seine Freunde eingeladen hatte. Insofern kenne ich die meisten und die meisten kennen auch mich. Vor allem mit einem von ihnen komme ich immer gleich ins Gespräch und amüsiere mich prächtig. Und er offensichtlich auch. Denn meine Töchter erzählten mir, dass er sich ausgesprochen anerkennend über mich geäußert und Folgendes gesagt habe: „Der ist ja genauso wie wir, nur dreißig Jahre älter.“ Was soll ich sagen? Da kannste nicht meckern, würde der Berliner sagen, zumal dieses Kompliment in etwas anderer Form bereits von einem meiner Enkel so geäußert worden war. Der hatte schon vor Jahren einmal festgestellt: „Opa ist ja wie Papa, nur in alt.“

Dankbar für so viele Jahre

Im vergangenen Jahr ist unser Hochzeitstag irgendwie unter die Räder des Corona-Virus gekommen. Oma und ich können uns jedenfalls nicht mehr daran erinnern, ob wir diesen Tag in irgendeiner Form gewürdigt haben. Dieses Jahr soll das nicht wieder passieren, zumal wir heute unseren  45. Hochzeitstag, also Messing-Hochzeit feiern. Was soll ich sagen? 45 Jahre sind eine Menge Holz bzw. Messing. Dafür sind wir beide sehr, sehr glücklich und vor allem unendlich dankbar, dass uns so viele gemeinsame Jahre bislang vergönnt waren. In diesem Sinne werden wir am Abend bei einem angemessenen Abendessen anstoßen und an alle denken, die unseren gemeinsamen Weg bislang begleitet haben. Dabei nehmen unsere Kinder und Enkelkinder, die unser Glück vollkommen machen, natürlich einen ganz besonderen Platz ein. Und so hoffen wir, dass uns noch viele Jahren bleiben und wir gesund und bei wachem Verstand unser gutes Leben gemeinsam genießen können.

Vorwärts in die Vergangenheit

Der Tagesspiegel Checkpoint hat es heute auf den Punkt gebracht: “Von einer Ausstattung wie in Finnland können Berliner Schulen nur träumen – da bekam zu Beginn der Pandemie jeder Schüler einen Laptop gestellt, da steht keine Datenschützerin der Kommunikation mit den Lehrern im Weg, da funktioniert der Messenger-Dienst ‘Wilma’, da gibt’s die Lernstatistik per App und noch auf der letzten Rentier-Ranch Highspeed-Internet. Da sind dann auch ein paar Wochen Homeschooling kein ernsthaftes Problem – und es wird der Präsenzunterricht nicht verzweifelt zum Fetisch verklärt wie einst die Kutsche von Kaiser Wilhelm”, hieß es in dem Newsletter. Bei dieser Diagnose könnte man es bewenden lassen, wenn es nicht so traurig wäre. Denn in demselben Newsletter erfuhr man, dass auch am zweiten Schultag nach Weihnachten der digitale „Lernraum“ des Landes Berlin für viele nur ein Leerraum war. Auch von meinen Töchtern höre ich zuweilen (Schul-)Geschichten über meine beiden Enkel, die alles andere als ermutigend sind. Wenn es nicht die eine oder andere engagierte Lehrkraft gäbe, die mit großem Einsatz und innovativen Ideen versucht, das Beste aus der Situation zu machen, wäre es gänzlich zum Verzweifeln. Was soll ich sagen? In Berlin scheint für den rot-rot-grünen Senat und die für Schule seit 1996 (!) verantwortliche SPD Digitalisierung ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Denn während andernorts (siehe oben) Bits und Bytes zum Alltag gehören, lebt man an der Spree noch in der Kreidezeit, während bei anderen das Motto lautet “Zurück in die Zukunft”, heißt es bei uns in Berlin “Vorwärts in die Vergangenheit”. Selbst wenn man die verantwortlichen Politiker dafür haftbar machen könnte, dass sie fahrlässig die Zukunftsaussichten unserer Enkel verspielen, sind die Bildungsdefizite, die jetzt durch Corona auch noch verschärft werden, da und werden wohl nicht mehr ausgeglichen werden können. Aber wenigstens am nächsten Wahltag sollten wir uns daran erinnern. Das ist das Mindeste, das wir für unser Kinder und Enkelkinder tun können.

Feinsinnig und tiefgründig

Manchmal staunt man ja Bauklötze, wenn es um die eigenen Enkel geht. So ist es mir jedenfalls gegangen, als Oma mich auf ein Gedicht aufmerksam gemacht hat, dass unser Jüngster – sieben Jahre alt – mit einem ein Jahr jüngeren Freund verfasst hatte. Die Zeilen lesen sich so, wobei ich der besseren Lesbarkeit wegen die Rechtschreibfehler weggelassen habe, also: “Werf’ dein Leben nicht weg, sonst fällt es in den Dreck und dann ist es weg und es kommt nicht mehr raus, dann frisst es die Laus.” Da staunen Sie auch!?! Zwei Buben im Alter von sechs und sieben Jahren bringen solche Zeilen zu Papier, die es an feinsinniger wie tiefgründiger Philosophie nicht mangeln lassen. Was soll ich sagen? Ich in meinem Alter bin auf so etwas ganz sicher nicht gekommen. Dabei bin ich mir allerdings nicht sicher, worüber man sich mehr freuen soll. Denn solche Gedanken haben eigentlich in diesen kleinen Kinderköpfen noch nichts zu suchen. Aber die Zeiten ändern sich, nicht immer zum Besseren.

Zum Haare raufen

Diese Woche war wirklich zum Haare raufen: Erst düpiert US-Präsident Donald Trump seine Kollegen vom G7-Gipfel über Twitter, um sich dann mit einem der schlimmsten Diktatoren unserer Zeit zu inszenieren, der aktuell rund 200.000 seiner Landsleute in Straflagern verrotten lässt, von den jährlich über 100 vollzogenen Hinrichtungen ganz zu schweigen. Nach einem Tag relativer politischer Ruhe beginnt in Russland die Fußballweltmeisterschaft, die dem Despoten Wladimir Putin als formidable Weltbühne zur Selbstdarstellung dient, ohne dass sich darüber irgendjemand ernsthaft aufregt. Währenddessen wirkt das völlig überflüssige Treffen der beiden deutschen Kicker Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nach, der das Quartett infernale komplettiert. Ist die Welt international schon ziemlich aus den Fugen, mühen sich auch noch auf nationaler Ebene CDU und CSU in Berlin, die ziemlich mühsam zustande gekommene Koalition in Schutt und Asche zu legen. Und auf Landesebene stellt die rot-rot-grüne Regierungsmehrheit ein mehr als merkwürdiges Demokratieverständnis zur Schau, indem sie nach wie vor den Flughafen Tegel versenken will, gegen den erklärten Willen einer Mehrheit der Berliner. Zu allem Unglück sterben dann auch noch zwei Kinder innerhalb von 24 Stunden auf den Straßen der Hauptstadt. Was soll ich sagen? Ich weiß so langsam nicht mehr, wie ich das alles meinen Enkelkindern erklären soll. Zum Ertragen ist es jedenfalls nicht.

Von Mercédès inspiriert

Auch Großes fängt erst klein an. Der sechsjährige Enkel einer Bekannten von Oma jedenfalls hat schon Pläne, die in die beschriebene Kategorie passen könnten. So hat er jetzt seiner Großmutter eröffnet, dass er später einmal ein Auto konstruieren und bauen will, das den Namen seiner kleinen Schwester Lotti tragen soll. Vorbild für seine Idee war für ihn die Marke Mercedes, bei der sich der Geschäftsmann Emil Jellinek seinerzeit vom Vornamen seiner Tochter Mercédès inspirieren ließ. Was soll ich sagen? Deren Stern leuchtete noch heute. Mal sehen, welche Strahlkraft Lotti entfalten wird.

Nachtisch mit Lenchen

Oma und Opa sind doch noch ziemlich stressresistent. Denn immerhin, der Enkeltag in dieser Woche war gleich dreifach belegt: Mal wieder beide Enkel, abends Gäste und dann noch Lenchen! Wie gut, dass sich so ein altes, schlachterprobtes Paar nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Während Oma versuchte, die beiden Rabauken in Schach zu halten, habe ich schon mal die Grundlage für den Nachtisch mit Lenchen geschaffen: Eine Crème brûlée. Die konnte dann in Ruhe abkühlen und die Küche war wieder frei. Die wurde dann von Oma und den Enkeln belegt, die den “Kaviar” für den Nachtisch erstellten. Das finden die Jungs immer wieder spannend, wie aus ganz ordinärem Saft die kleinen, kaviarähnlichen Kügelchen werden. Als die beiden Kurzen dann abgeholt worden waren, war Opa wieder in der Küche an der Reihe und bereitete die Kardamom-Bratwürste vor, während Oma den Tisch deckte. Dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis die Gäste kamen. Und dann kam auch schon alsbald die große Stunde von Lenchen, die in die Crème brûlée integriert wurde. Was soll ich sagen? Ach, das ich zwischendurch noch im Büro war, hab’ ich ganz vergessen. Da sage nochmal einer, Oma und Opa seien nicht mehr multitaskingfähig.

    Kardamom-Bratwürste und Crème brûlée – lecker, lecker, lecker.

Die Familie lebt

Die Ergebnisse einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über “Großelternschaft im Wandel – neue Beziehungsmuster in der modernen Gesellschaft” sind, wenn auch nicht ganz neu, so doch eindeutig: Großeltern sind wichtiger denn je! Der Autor der Studie, François Höpflinger, fasst das so zusammen:

  • Die Großelternrolle genießt heute eine hohe Akzeptanz. Ihre gesellschaftliche Bedeutung bezieht sie aus ihrer Rolle als zusätzliche Bezugsperson und als Betreuung von Kleinkindern, ohne sich in die Erziehung der Enkel einzumischen.
  • Die Beziehung zwischen den Enkeln und den Großeltern ist heute enger als in früheren Generationen und dies obwohl die junge Familie und die Großeltern ihr Alltagsleben weitgehend selbstständig organisieren.
  • Die verschiedenen Generationen leben zumeist in getrennten Haushalten. Drei Generationen-Haushalte sind relativ selten.
  • Die Qualität der Beziehung zwischen Großeltern und Enkeln hängt auch stark von der Qualität der Beziehung ab, die Großeltern zu ihren eigenen Kindern haben.
  • Großeltern gestalten vor allem die Freizeit der Enkel und bieten ihnen, was in jungen Familien häufig Mangelware ist: Zeit, Gelassenheit und soziale Bindung. Hauptträgerin der Familienbeziehungen ist die Großmutter mütterlicherseits.
  • Im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern haben in Deutschland Enkel eine positive Wirkung auf die Lebensqualität älterer Menschen. Dies hängt mit dem wirtschaftlichen Wohlstand und der sozialpolitischen Absicherung zusammen, die jeder Generation ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit erlaubt.

Was soll ich sagen? Das, was hier eher wissenschaftlich formuliert und etwas unterkühlt daherkommt, heißt doch nicht anderes: Großeltern lieben ihre Enkel und umgekehrt. Da sage noch einer, dass die Familie tot ist. Nein, das Gegenteil ist der Fall: Die Familie lebt!

PS: Übrigens ist es auch bei uns so, dass Oma, wie es in der Studie heißt, “Hauptträgerin der Familienbeziehungen” ist – Oma ist eben doch die Allerbeste.

Omas “Piepsekleine-Männchen”

Oma kann Geschichten erzählen, die sind spannender als jeder Tatort. Besonders unsere beiden Enkel sind immer wieder hin und weg, wenn sie von den Erlebnissen des „Piepsekleine-Männchens“ berichtet. Dieser kleine Kerl, nicht größer als der kleine Finger einer Hand, lebt bei einem Mädchen, das einfach Mädchen heißt. Nur ihre Eltern wissen von seiner Existenz, denn vor ihnen will sie keine Geheimnisse haben. Überall, wo das Mädchen hinkommt, kommt auch der kleine Mann hin, der sich immer gut in ihrer Hosentasche versteckt. Dort lernt er die ganze Welt kennen und erlebt aufregende Abenteuer. Natürlich vertraut das Mädchen ihm alle ihre Geheimnisse an und erklärt ihm, was und warum so alles passiert. Was soll ich sagen? Ganz schön raffiniert von Oma, auf diese Art und Weise so mal nebenbei auch die täglichen Erlebnisse der beiden Buben aufzuarbeiten. Das hat sie auch schon mit unseren Kindern getan. Eigentlich schade, dass sie die Geschichten nicht aufgenommen bzw. aufgeschrieben hat. Das wäre ganz sicher ein tolles Kinderbuch – vielleicht sogar noch mit Illustrationen von ihr selbst.