Sich kritisch hinterfragen

Zahlreichen Medien (darunter “Das Erste”, “Phoenix”, “Spiegel Online”, “Zeit Online”, “MDR”, “Stern.de”, “NZZ”) ist heute ein, wie die Redaktion von Spiegel Online selber eingesteht, „ärgerlicher Fehler“ passiert. Die Nachrichten-Plattform berichtete wie die anderen Medien fälschlicherweise von der Verkündung des Urteils im NPD-Verbotsverfahren aus Karlsruhe, das Bundesverfassungsgericht verbiete die NPD. Genau das Gegenteil aber war der Fall. Wie es zu diesem Fehler kam, erklärte die Spiegel Online-Redaktion so: „Als der Vorsitzende des Zweiten Senats, Andreas Voßkuhle, zu reden begann, zitierte er zunächst den Antrag auf das NPD-Verbot. Der Antrag wurde von uns versehentlich mit dem – tatsächlich anderslautenden – Urteil verwechselt.“ So kam es zu den Veröffentlichungen. Der Fehler wurde jedoch schnell erkannt und sofort korrigiert. „Fehler dieser Tragweite entsprechen nicht dem Anspruch, den die Redaktion von SPIEGEL ONLINE an die eigene Arbeit stellt“, erklärte die Redaktion und entschuldigte sich für den Vorfall. Gleichzeitig kündigte sie an, dass sie ihn zum Anlass nehme, „unsere Abläufe und Arbeitsweisen zu hinterfragen, damit sich ein solcher Fehler nicht wiederholt.“ Was soll ich sagen? Fehler können überall passieren – und tun es auch. Als alter Journalist und Zeitungsmann weiß ich nur zu gut, welche Böcke medial schon geschossen wurden. Im konkreten Fall allerdings geht es auch noch um etwas Grundsätzliches. Denn mit dem Internet haben sich im Medienbereich die Maßstäbe verschoben und es wird im Zweifel nach der Maxime verfahren: Schnelligkeit vor Sorgfalt. Vielleicht nehmen alle Medienhäuser und auch Blogger den Fehler ja zum Anlass, genau diese Entwicklung kritisch zu hinterfragen. Denn nicht nur gezielt eingesetze Fake-News sind ein großes Problem, sondern auch solche Fehler, die durch mangelnde Sorgfalt entstehen. “Be first, but first be right“, lautet eine journalistische Grundregel. Dabei sollte es bleiben.

Dumm gelaufen. Der Fehler von Spiegel Online und anderen sollte jedoch kein Anlass für Häme sein, sondern dazu dienen, dass alle Medien ihre Arbeit(sweise) kritisch hinterfragen.

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