Herrschaften – geht ja gar nicht!

Als Oma heute mich und unsere Praktikantin mit der Bemerkung zum Essen rief, “die Herrschaften können kommen”, förderte dies eines der wohl noch größten Probleme der deutschen Sprache zu Tage. Denn unter dem Gender-Gesichtspunkt geht das ja wohl gar nicht (mehr). Herrschaften! Also Alice Schwarzer, wäre sie schon tot, würde sich im Grabe rumdrehen, wenn nicht gar aus ihm heraus steigen. Wobei sich natürlich die Frage stellt, wie denn nun die weibliche Form zu bilden ist: Dam- bzw. Frauschaften oder Herrschaftinnen? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Was soll ich sagen? Was waren das noch Zeiten, als es noch Fräuleins gab …

005 Schloß Bad Arolsen_17.05.2007Hochherrschaftlich: Das Residenzschloss derer zu Waldeck und Pyrmont in Bad Arolsen.

Lieber ein Jahr wie ein Löwe …

Ich hab’s mir jetzt anders überlegt und will kein Pandabär mehr werden. Denn das mit dem Dickerwerden ist in meinem Alter vielleicht doch keine so gute Idee. Und faul rumliegen kann man auch als ein Anderer. Der Löwe beispielsweise schläft bis zu 18 Stunden. Das hat was. Das liegt übrigens nicht an seinem Essverhalten oder seiner Größe, sondern daran, dass alle Schiss vor ihm haben. Hat auch was, dass man sich den Respekt nicht auch noch hart erkämpfen muss: Einfach mal das Haupt heben, brüllen und weiter geht’s mit Schlafen. Was soll ich sagen? Die Italiener haben schon recht: “Lieber ein Jahr wie ein Löwe, als hundert Jahre wie ein Schaf.”

Schlafender LöweRuhe bitte!                                                                                                     Foto: Pixabay

Mond am helllichten Tag

In Berlin scheint sogar der Mond am helllichten Tag. Dit is Berlin! Wir haben zwar keine Berge, aber wenn wir welche hätten, wären sie höher als alle anderen.MondamblauenHimmel

Was soll ich sagen? Schönes Wochenende noch und bleiben Sie gesund …

Dunkel war’s, …

Wer das Gedicht geschrieben hat, weiß man nicht. Immer wieder im Gespräch sind Goethe und Morgenstern, wobei ich es eher Letzterem zutrauen würde. Wie dem auch sei, es begleitet mich seit frühester Jugend. Insofern bin ich immer wieder verblüfft, wenn ich jemanden treffe, der es nicht kennt. Was soll ich sagen? Am besten auswendig lernen:

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss’ner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.

Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.

MondDunkel war’s, der Mond schien helle …

Du bist, als ob du …

Das längste deutsche Wort laut Duden heißt Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und ist 37 Zeichen lang. Das ist aber noch gar nichts gegen das Wortungetüm, dass bis 2013 den Rekord hielt: Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz. Das Gesetz mit seinen 63 Buchstaben wurde zwar aus dem Verkehr gezogen, hat aber immerhin die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) inspiriert, mal zu schaun, was man sich sonst noch so alles ausdenken kann. Heraus kam dabei ein Wort, das einem die Sprache verschlägt: Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungs-gesetzesentwurfsdebattierklubdiskussionsstandsberichterstattungsgeldantragsformular. Ganze 140 Buchstäben zählt der Bandwurm und ist grammatikalisch … lassen wir das. Da wirkt ja selbst das Superkalifragilistikexpialigetisch von Marry Poppins eher harmlos. Die deutsche Sprache, insbesondere im Bereich von Gesetzestexten, versprüht zuweilen ja den Charme einer Häckselmaschine. Was soll ich sagen? Mit der deutschen Sprache geht es eindeutig bergab. Das letzte neuzeitliche Highlight war eindeutig Loriots “Melusine./ Kraweel! Kraweel!/ Taubtrüber Ginst am Musenhain,/ trübtauber Hain am Musenginst./ Kraweel! Kraweel!” Ja, ja, Deutschlands Sprach-Granden Goethe und Schiller werden sich im Grabe umdrehen und denken: ” Was ist bloß aus meinem Faust, was aus meinen Räubern geworden?” Zu Ehrenrettung der deutschen Sprache und mit Blick auf die Jahreszeit soll Rainer Maria Rilke zu Wort kommen mit seinem Gedicht

Du bist, als ob du …

Du bist, als ob du segnen müßtest
wen die Madonnen längst vergaßen;
und oft, im Sommer, wenn du wüßtest:
da kamst du von den Abendstraßen
so klar, als ob du Kinder küßtest,
die traurig wo am Saume saßen.

Und jeder Rhythmus, der verschwiegen
aus stillen Wiesen aufgestiegen,
schien innig sich dir anzuschmiegen,
bis alles Winken, alles Wiegen
nur in dir war und nirgends mehr.
Und mir geschah: die Welt verginge –
und das Vermächtnis aller Dinge,
ihr letztes Lied, bringst du mir her.

Vorratsliste à la carte

Die Eilmeldung verbreitete Harald Schmidt: “Fressnapf gehen die Hamster aus, weil viele RTL-Zuschauer den Rat der Bundesregierung nicht verstanden haben”, schrieb er mit Hinweis auf die mittlerweile einsetzenden Hamsterkäufe. Auch Oma und Opa haben ja eine Einkaufsliste abzuarbeiten, die mittlerweile auch noch länger geworden ist. So fiel Oma ein, dass sie unbedingt holländische Spezialitäten wie Pindakaas von Calvé (Erdnussbutter) und Klene Muntendrop (Lakritze) mitnehmen könnte. Auch Nasi- und Bami-Kräuter wären nicht schlecht, müssen aber nicht unbedingt sein. Opa hält sich da eher zurück und könnte sich vorstellen, die auf einer neuen Beispiel-Liste aufgeführte Kalbsleberwurst im Glas/Dose gegen eine ordinäre grobe Leberwurst einzutauschen, wenn sie denn von unserer Fleischerei Rohde in Kassel ist – die ist sogar noch 0,20 Euro preiswerter. Was soll ich sagen? Vorratsliste à la carte – oder wem das alles zu kompliziert ist, der kann ja den Vorratskalkulator anwerfen, der einem auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft angeboten wird. Vorratskalkulator – auf so ein Wort kann auch nur ein deutscher Beamter kommen …

Erst einmal ein Gläschen Wein …

Oma und Opa melden sich für den Rest der Woche erst einmal ab. Denn bis wir die Vorräte eingekauft haben, die wir uns nach der Empfehlung der Bundesregierung, die sie am Mittwoch beschließen will, zulegen sollen, sind wir ein bisschen beschäftigt. Alleine die 75 Flaschen Wasser, die für uns vorgesehen sind, werden uns ganz schon ins Schitzen bringen. Und dann sind da ja noch 4,9 Kilogramm der Lebensmittelgruppe Getreide, Brot, Karttoffeln, Nudeln, Reis, 5,6 Kilogramm der Gruppe Gemüse, Hülsenfrüchte, 3,6 Kilogramm der Gruppe Obst, Nüsse, 3,7 Kilogramm der Gruppe Milch, Milchprodukte, 2,1 Kilogramm  der Gruppe Fisch, Fleisch, Eier bzw. Volleipulver sowie 0,5 Kilogramm der Gruppe Fette, Öle. Das macht zusammen 40,8 Kilogramm, schließlich sind ja zu Zweit. Bleiben noch die Dinge, die im eigenen Belieben stehen wie z.B. Zucker, Süßstoff, Honig, Marmelade, Schokolade, Jodsalz, Fertiggerichte (z. B. Ravioli, getrocknete Tortellini, Fertigsuppen), Kartoffeltrockenprodukte (z. B. Kartoffelbrei), Mehl, Instantbrühe, Kakaopulver, Hartkekse, Salzstangen. Von der persönlichen Checkliste habe ich noch gar nicht gesprochen. Da haben wir sogleich festgestellt, dass uns die Campingtoilette fehlt. Auch mit dem Kurbelradio sieht es ziemlich schlecht aus. Was soll ich sagen? Ich frage mich, welche Katastrophe die Bundesregierung eigentlich erwartet. Die heute-Show vermutet, dass das die bevorstehenden Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin sein könnten. Ich weiß ja nicht. Oma und Opa haben sich entschlossen, erst einmal ein Gläschen Wein zu trinken. Schließlich müssen wir ja Platz machen für das Wasser …

Seiten aus Checkliste_Ratgeber

Opa ist ein Genie!

Jetzt ist es sozusagen amtlich: Opa ist ein Genie! Ich habe es ja schon immer gewusst, aber irgendwie wollte mir niemand glauben. Doch nun gibt es keine Zweifel mehr, denn die Wissenschaft kann nicht irren. Und die hat jetzt Folgendes festgestellt: Besonders Intelligente Menschen bleiben lange wach, sind unordentlich und fluchen. So fanden Forscher heraus, dass Menschen, die innerhalb von einer Minute die meisten Schimpfwörter nennen konnten, in Intelligenztests auch besser abschnitten. So lautet das Fazit, dass ein „reiches Vokabular an Schimpfwörtern ein Zeichen für gesunde verbale Fähigkeiten“ sei und nicht der Versuch, verbale Defizite zu vertuschen. Weiter ergaben Untersuchungen, dass Menschen, die nachts länger wach bleiben, die intelligenteren Menschen sind. Und last but not least förderte eine Studie der University of Minnesota Zu tage, dass die unordentlichen Schreibtische der Genies tatsächlich ein Zeichen für Intelligenz sind. Denn wer sich nicht damit beschäftigt, Ordnung zu halten, der hat offensichtlich größere Dinge im Kopf. Was soll ich sagen? Jetzt ratet doch mal, ob Opa fluchen kann, spät ins Bett geht und sein Schreibtisch aufgeräumt ist? Ja Himmel, Arsch und Wolkenbruch! Bin ich müde und finden kann ich auf meinem Schreibtisch auch nichts!

IMG_3480Eindeutig der Schreibtisch eines Genies – oder will da etwa jemand Zweifel anmelden?

Eine Alternative nur mit der FDP

Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus rückt näher. Am 18. September dieses Jahres sind die rund 2,5 Millionen wahlberechtigten Berliner aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Derzeit sind im Abgeordnetenhaus fünf Parteien vertreten: SPD, CDU, Grüne, Linkspartei und Piraten. Letztere werden aller Voraussicht nach den Wiedereinzug ins Parlament nicht mehr schaffen. Dafür schickt sich aber die FDP, die bei der letzten Wahl an der 5-Prozent-Hürde gescheitert war, wieder an, Sitze im Abgeordnetenhaus zu belegen. Jedenfalls haben die letzten beiden Umfragen von Forsa und INSA den Liberalen attestiert, dass sie gute Chancen auf einen Wiedereinzug haben.

Spannend bleibt der Wahlausgang allemal, da nach den bisherigen Umfragen ein Zweierbündnis wohl mangels Masse nicht mehr in Frage kommt. Allerdings sind auch die Koalitions-Möglichkeiten für die Zeit nach der Wahl relativ überschaubar geworden, nachdem jetzt der SPD-Vorsitzende und Regierende Bürgermeister Michael Müller die Katze aus dem Sack gelassen und aus seiner Präferenz für ein rot-rot-grünes Bündnis mit Linkspartei und Grünen keinen Hehl gemacht hat.

Damit läuft es in Berlin auf einen Richtungswahlkampf hinaus, bei dem der FDP eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Wäre sie nicht im Parlament vertreten, kommt nur noch eine Koalition in Frage: Rot-Rot-Grün. Denn mit den Rechtspopulisten von der AfD kann sich wohl niemand eine Koalition vorstellen, ebenso wie CDU und Linke nicht in eine wie auch immer gearteten Koalition miteinander gehen würden. Und da SPD und Grüne gleichermaßen auf Distanz zur CDU gegangen sind, scheidet ein schwarz-rot-grünes Bündnis ebenfalls aus. Um also überhaupt eine theoretische Alternative zu Rot-Rot-Grün zu haben, bedarf es der FDP. Für ein Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP würde es zwar voraussichtlich nicht reichen. Auch eine Deutschland-Koalition aus CDU, SPD und FDP wäre rein rechnerisch nicht sicher. Aber es bliebe immerhin noch die Ampel aus SPD, FDP und Grünen – als einzige Alternative. Aber wie gesagt: Dafür müssten sich bei der Abgeordnetenhauswahl mehr als fünf Prozent für die Liberalen entscheiden.

IhrTicketfürTegelSetzen im Berliner Wahlkampf voll und ganz auf die Trumpf-Karte “Tegel”: Die FDP und ihr Spitzenkandidat Sebastian Czaja.                                             Motiv: Wahlplakat der FDP

Unwahrscheinlich ist das nicht. Denn die FDP hat einen Trumpf im Ärmel, der ihr die erforderlichen Stimmen bringen könnte: Der Flughafen Tegel. Während nämlich alle Parteien im Abgeordnetenhaus nach einer – wann auch immer stattfindenden – Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER an einer Schließung Tegels festhalten wollen, kämpfen die Liberalen für den Weiterbetrieb. Die Begründung dafür ist recht einfach: Berlin braucht Tegel, weil der BER schon jetzt zu klein ist. Ausgelegt ist er auf eine Kapazität von 27 Millionen Fluggästen. Bereits im vergangenen Jahr aber starteten und landeten schon 29,53 Millionen Passagiere an den beiden Flughäfen Schönefeld und Tegel. Und jährlich kommen rund zwei bis drei Millionen hinzu. Das heißt, wenn der Flughafen 2018 eröffnen würde, was noch in den Sternen steht, wären es schon knapp 36,5 Millionen. Für 2030 werden gar 60 Millionen Fluggäste prognostiziert. Mit seinen zwei Start-und Landebahnen kann der BER aber nur maximal 45 Millionen Passagiere befördern. Eine Erweiterung dort, wenn sie überhaupt machbar wäre, würde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. Die Realisierung der Startbahn-West am Frankfurter Flughafen hat sage und schreibe 22 Jahre in Anspruch genommen.

Für eine Lösung des Problems scheint man an Tegel nicht vorbeizukommen – zumal es rechtlich auch möglich ist. Das räumt mittlerweile sogar der Senat ein, in dessen politische Zielsetzungen der Weiterbetrieb nicht passt. Dabei reicht es, wenn die Senatsverwaltung den Beschluss zur Aufhebung der Planfeststellung und den Beschluss zur Aufhebung der Betriebsgenehmigung zurückzuzieht. Das sind zwei einfache Verwaltungsakte, die man nur politisch wollen muss.

Offensichtlich greifen die Argumente der FDP. Die erste Phase des von ihr initiierten Volksbegehrens konnte sie jedenfalls mit weit über 20.000 Unterschriften bereits erfolgreich abschließen. Da der Senat dem Abgeordnetenhaus bereits seine ablehnenden Haltung mitgeteilt hat und nicht damit zu rechnen ist, dass die noch amtierenden Abgeordneten anders entscheiden, wird es nach der Abgeordnetenhauswahl wohl in die zweite Phase gehen. Darin müssen sich dann 174.000 Wahlberechtigte für den Weiterbetrieb aussprechen. Sollten allerdings bereits am 18. September so viele für die FDP stimmen und die Partei mit umgerechnet 7 Prozent ins Parlament platzieren, dann wäre das wie eine vorgezogene Volksabstimmung, an der die anderen Parteien politisch nur schwer vorbei könnten. So gesehen ist jede Stimme für die FDP auch eine Stimme für Tegel und gleichzeitig eine gegen Rot-Rot-Grün.

Was soll ich sagen? Wie heißt es schön im Fernsehmoderatoren-Deutsch: Es ist angerichtet. Man darf gespannt sein, für welches Gericht sich die Berliner entscheiden. Wenn sie am Morgen danach mit einem Kater aufwachen, dürfte es nicht am Wein gelegen haben.