Der schrecklichste der Schrecken

Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder – überm Sternenzelt,
muß ein lieber Vater wohnen,

heißt es in der Ode An die Freude. Doch manchmal mag man an den wohl bekanntesten Zeilen von Friedrich Schiller und eben daran zweifeln, dass „überm Sternenzelt“ tatsächlich „ein lieber Vater“ wohnt. Vermutlich würde Schiller selber daran zweifeln, wenn er wüsste, warum der chinesische Künstler Ai Weiwei hinter seinem Rücken tausende von Rettungswesten an den Säulen des Konzerthausportals am Gendarmenmarkt in Berlin angebracht hat. Der Grund sind nämlich das Flüchtlingselend und die Verbrechen, die von skrupellosen Menschenschleppern in der Ägäis verübt werden. Denn die billig hergestellten Westen sind oft nur Attrappen: Statt zu tragen, saugen sie sich mit Wasser voll und ziehen die Menschen in die Tiefe. Was soll ich sagen? Bleiben wir bei Schiller, der in seinem Lied von der Glocke schrieb:

Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
verderblich ist des Tigers Zahn;
jedoch der schrecklichste der Schrecken,
das ist der Mensch in seinem Wahn.

IMG_2571Wenn Friedrich Schiller wüsste, warum da hinter seinem Rücken an den Säulen des Konzerthausportals am Gendarmenmarkt in Berlin tausende von Rettungswesten sind …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert