Gute Nacht Deutschland

Es fällt schon schwer, sich in der Adventszeit mit einem solchen Thema zu befassen. Aber das, was da derzeit auf der politischen Bühne in der deutschen Hauptstadt gespielt wird, ist ein Trauerspiel besonderer Güte und lässt einem Großvater, der sich so seine Gedanken macht, keine andere Wahl. Dabei sind es zwei Aspekte, die es herauszuarbeiten gilt. Da ist zunächst einmal der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy, der sich ab Februar vor Gericht wegen des Herunterladens von Bildern und Filmen nackter Kinder eines russischen Anbieters verantworten muss und der gestern noch vor seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss vor den Journalisten in der Bundespressekonferenz seine Sicht der Dinge darlegen durfte. Dass er sich dort als Opfer präsentierte und keinerlei Bedauern an Tag legte, war nach seinen bisherigen Einlassungen fast zu erwarten. „Ich muss und werde mich für mein Privatleben nicht entschuldigen oder rechtfertigen“, hatte er schon im März gesagt und seine Schmuddelbilder mit der Kunst eines Michelangelos oder Caravaggios auf eine Stufe gestellt. Heute lauten die Zitate: “Es war sicherlich falsch, diese Filme zu bestellen. Aber es war legal.” – “Ich habe einen hohen Preis bezahlt für das, was ich gemacht habe.” – “Ich habe es aus Sicherheitsgründen vorgezogen, mich überwiegend im Ausland aufzuhalten.” Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich: Jetzt ist Edathy also plötzlich das Opfer. Von den Kindern, die da auf Fotos und in Filmen feil geboten werden, ist überhaupt keine Rede. Das ist, um es gleich auf den Punkt zu bringen, widerlich. Völlig unverständlich bleibt zudem, und das ist der zweite Aspekt, warum die Journalisten der Bundespressekonferenz diesem Mann überhaupt solch ein Forum bieten und über zweieinhalb Stunden offensichtlich ungerührt zusehen bzw. zuhören, wie der sie an der Nase herumführt. Aber wer sich als Gastgeber dieser Pressekonferenz von seinem Gast mit dem Satz „Das geht Sie – sorry, mit Verlaub – einen feuchten Kehricht an” abfertigen lässt, hat es wohl nicht anders verdient. Zu den Zeiten, als Opa noch Mitglied der Bundespressekonferenz war, hätte das einen kollektiven Auszug der Journalisten nach sich gezogen. Aber Quote und Auflage sind heute wohl wichtiger. Was soll ich sagen? Edathys Einlassung zu der Zugfahrt, während der angeblich sein Dienst-Laptop gestohlen wurde, passt übrigens auch noch ins Bild: “Ich war da nicht beruflich unterwegs, sondern wollte ein Wochenende in Amsterdam verbringen, nicht zuletzt, um mich abzulenken.” Angesichts seines Gesichtsausdrucks fiel es nicht schwer, sich die Art der Ablenkung für den damaligen Bundestagsabgeordneten vorzustellen. Gute Nacht Deutschland, von der Adventszeit wollen wir jetzt lieber nicht mehr reden …

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